»Krieg der Reichen gegen die Armen«
Von Jürgen Heiser
Richten wir unseren Blick nach Kalifornien und schauen uns an, was dort passiert. Unverkennbar ist die überwältigende Ausstrahlung des Chaos. Und ich spreche hier nicht von den Demonstranten. Sie reagieren zum großen Teil auf das Eindringen der Regierung in ihr Leben – die Entführung von Kindern, von alten Frauen, von Gärtnern, die bislang die Grünanlagen der Reichen pflegten, von wirklich armen arbeitenden Menschen, die versuchen, sich ein Leben im reichsten Land der Welt aufzubauen.
Woher kommt dieses Chaos? Es kommt von einigen der reichsten Menschen der Welt. Es kommt von Milliardären. Es kommt von Donald J. Trump. Und glaubt ihr, dass nur Elon Musk über die Welt herrschen will? Nein. Es ist typisch für Milliardäre, dass sie alles um sich herum kontrollieren wollen, weil sie im Grunde unsicher sind, das zu verlieren, was sie und ihr Leben ausmacht, und das ist Geld, das ist Eigentum, das ist Reichtum.
Was wir sehen, ist der Krieg der Reichen gegen die Armen, gegen einige der ärmsten Menschen – nicht nur in Kalifornien, sondern in den gesamten Vereinigten Staaten. Das sind Menschen, die einfach nur einen Weg finden wollen, ihre Familien, ihre Kinder zu ernähren und sich ein Leben im reichsten Imperium der Welt aufzubauen. Und es geht den Reichen auch um »teile und herrsche«, denn das ist im Grunde das Wesen ihrer Politik: nicht Zuwachs an Diversität, sondern Spaltung, Zerstörung, Polarisierung, Angst. Das sind die Töne, die die Reichen in diesem Augenblick anschlagen, und die Register, die sie ziehen. Und nur Protest, Zusammenhalt, Einheit, Fürsorge und Liebe können dieses Chaos beenden. Möge es so sein.
Auch in Mumia Abu-Jamals Heimatstadt Philadelphia haben am Sonnabend im Rahmen von rund 2.000 landesweiten Aktionen und Veranstaltungen Menschen zum ausgerufenen »No Kings Day« gegen die Trump-Regierung demonstriert. Ein Sprecher des Philadelphia Police Department erklärte gegenüber dem US-Sender NBC 10, dass etwa 80.000 Menschen an der »No Kings«-Demonstration gegen die Politik Präsident Donald Trumps in der Innenstadt teilnahmen. Wie jW von Teilnehmern der puerto-ricanischen Gemeinde erfuhr, waren darunter auch Aktivisten der Free-Mumia-Bewegung, die sich mit dem seit über 43 Jahren eingesperrten politischen Gefangenen und Bürgerrechtler solidarisierten und seine sofortige Freilassung forderten.
Trump hatte die Mobilisierung in Philadelphia noch befeuert, weil am Freitag seine Überlegungen bekannt geworden waren, in diese wie in vier weitere von Demokraten geführte Städte »taktische Teams der Einwanderungs- und Zollbehörde zu entsenden«, um Razzien gegen Migranten durchzuführen. Ein Schritt, der zuvor die Massenproteste in Los Angeles ausgelöst hatte. Dani Negrete, Sprecher des »No Kings«-Protests in Philadelphia, hatte vor der Demo gegenüber CBS News erklärt, oberste Priorität sei es, sicherzustellen, »dass alle Veranstaltungen gut organisiert und friedlich sind«. Es gehe auch in seiner Stadt nach den Vorfällen in Kalifornien um »eine klare Botschaft, die in die ganze Welt ausstrahlt und zeigt, wie wichtig dieser Moment ist und wie wichtig es ist, aufzustehen, während unser verbrieftes Recht, das zu tun, bedroht ist«.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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