Nachschlag: Der entwendete Brief

Das verschneite Wyoming ein paar Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, so ungefähr in den mittleren 1870ern, auch wenn die Gesamtkunstwerksanmutung eher auf die mittleren 1970er verweist. Die vorgetäuschte Historizität samt Zitatkram ist einmal mehr eine Lumpensammlung dieser Gegenwart, die nebenbei Fragen der »Race« und ihrer Repräsentation verhandelt. In einer der Innentaschen seiner Uniformjacke hat Samuel L. Jackson eine Geheimwaffe versteckt, ein angeblicher Privatbrief von Abraham Lincoln, an ihn persönlich adressiert. Er zückt den Brief immer dann, wenn er sich Respekt verschaffen möchte, ohne die Leute gleich umnieten zu müssen. Ansonsten gibt es viel Blut und Allegorien. Oder was soll man von einem Film halten, der mit einer Kamerafahrt vorbei an einem schneebedeckten hölzernen Jesus am Kreuz beginnt und mit einem Dialog endet zwischen einem Henker und einem Soldaten, die noch einen letzten Witz über eine elegante Pointe in einem gefälschten Brief machen, bevor sie direkt vor einer erhängten Frau gemeinsam verbluten. (aha)
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