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Aus: Ausgabe vom 23.05.2025, Seite 7 / Ausland
Nahostkonflikt

An Gazas Seite

Raketen auf Tel Aviv, Blockade Haifas: Jemens Ansarollah intensivieren Krieg gegen Israel
Von Jakob Reimann
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Jede Woche protestieren Hunderttausende Jemeniten gegen das israelische Massaker in Gaza (Sanaa, 16.5.2025)

Der Kampf der Ansarollah (»Huthis«) gegen Israel geht weiter. Jemens Streitkräfte haben am Donnerstag mittag »einen erfolgreichen Raketenangriff auf den Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv« durchgeführt, meldete der Sender Al-Majadin. Eine »Sulfikar«-Rakete habe den Flugbetrieb für fast eine Stunde zum Erliegen gebracht und »Millionen Siedler« zur Flucht in Schutzräume veranlasst sowie Luftalarm in mehreren Städten ausgelöst, erklärte der jemenitische Militärsprecher Jahja Sari. Die Operation sei »als direkte Reaktion auf die anhaltenden Massaker in Gaza durchgeführt« worden, fügte Sari hinzu.

Die israelische Armee erklärte laut Al-Dschasira hingegen, dass eine Rakete aus dem Jemen abgefangen worden sei. Zuvor hatte der israelische Channel 13 berichtet, dass bereits in der Nacht eine Rakete aus dem Jemen vom Himmel geholt worden sei. Doch es seien außerdem »wichtige Ziele« in Tel Aviv und Haifa per Drohne angegriffen worden, so Sari laut Agentur Xinhua weiter. Das jemenitische Militär betonte, dass die »doppelte Operation« Teil einer umfassenderen Strategie sei, um der »eskalierenden Aggression gegen Gaza entgegenzutreten«.

Am Montag hatten die Ansarollah eine »maritime Blockade« über den Hafen von Haifa verhängt, den wichtigsten Israels. »Alle Unternehmen mit Schiffen, die sich dort aufhalten oder dorthin fahren, werden darüber informiert, dass der genannte Hafen ab dem Zeitpunkt dieser Ankündigung auf der Liste unserer Ziele steht«, zitierte Reuters aus einer Fernsehansprache Saris. Reedereien sollten dies »mit größter Ernsthaftigkeit beachten«.

Weniger als zwei Wochen nach Beginn des israelischen Kriegs gegen die Zivilbevölkerung in Gaza im Oktober 2023 hatten die Ansarollah ihre Angriffe auf Israel sowie auf Handelsschiffe im Roten Meer begonnen. Reedereien wichen darauf größtenteils auf die längere Route um das Kap der Guten Hoffnung aus. Im Juli 2024 musste der Hafen in Eilat, der einzige israelische am Roten Meer, Insolvenz anmelden, da es über acht Monate hinweg keinerlei Aktivitäten und Einkünfte gab, wie die Seatrade Maritime News damals berichteten.

Auch der Ben-Gurion-Flughafen wurde von den Ansarollah unter Beschuss genommen. Zwar wurden die Flugkörper in der Regel abgefangen, doch schlug am 4. Mai eine ballistische Rakete in der Nähe von Terminal 3 ein, wobei acht Personen verletzt und erhebliche Sachschäden verursacht wurden. Am Tag darauf bombardierte Israel als Vergeltung unter anderem die Häfen in Hodeida und Salif.

Angesichts der Sicherheitsstörungen in Tel Aviv prüfe Ryanair, die größte europäische Fluggesellschaft, eine Verlagerung auf andere Strecken. »Ich glaube, wir haben keine Geduld mehr mit Flügen von und nach Tel Aviv«, erklärte CEO Michael O’Leary Anfang der Woche laut Haaretz nach Veröffentlichung des Finanzberichts seines Unternehmens gegenüber Analysten. Nach dem Raketenangriff von Anfang Mai habe Ryanair alle Flüge zum Ben-Gurion-Airport bis mindestens Anfang Juni eingestellt. Auch Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France und Delta Airlines haben ihre Verbindungen nach Israel zuletzt ausgesetzt.

Unterdessen hat das Gesundheitsministerium in Gaza ein mehr als 1.000 Seiten umfassendes Dokument veröffentlicht, das die Daten von 52.959 Palästinensern enthält, die seit dem 7. Oktober 2023 vom israelischen Militär in Gaza getötet wurden, wie der Journalist Sharif Kouddous auf X berichtete. Darin sind 16.506 getötete Kinder aufgeführt. 916 Kleinkinder hatten das erste Lebensjahr noch nicht vollendet.

Eine »gute« Nachricht gibt es immerhin: Nach einer wochenlangen Blockade durch Israel gelangen seit Montag erstmals wieder Hilfsgüter nach Gaza. So konnte die UNO in der Nacht auf Donnerstag wieder Lebensmittel an die ausgehungerte und zerbombte Bevölkerung verteilen. Doch das ändert nichts daran, dass die Besatzungsmacht gnadenlos ihre ethnische Säuberung des Küstenstreifens fortführt – allein am Donnerstag seien dort seit dem Morgen laut Al-Dschasira 55 Menschen von der israelischen Armee getötet worden.

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