Luftangriffe im Hinterland
Von Gerrit HoekmanBei israelischen Angriffen auf die ostlibanesische Stadt Baalbek sind am Montag mindestens vier Zivilisten ums Leben gekommen, berichtete der katarische TV-Sender Al-Dschasira und berief sich dabei auf den Bürgermeister der Provinzhauptstadt in der Bekaa-Ebene. Baalbek ist über 100 Kilometer Luftlinie von der israelischen Grenze entfernt. Die Stadt mit rund 80.000 Einwohnern ist eine Hochburg der schiitischen Hisbollah. Drei weitere israelische Luftschläge trafen das etwa 20 Kilometer weiter westlich liegende Taraja.
Bis jetzt konzentrierte sich der bewaffnete Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah, der im Zusammenhang mit dem Gazakrieg wieder aufgeflammt ist, im wesentlichen auf die Grenzregion. Nun hat Israel erstmals eine Stadt tief im Landesinneren ins Visier genommen. Als Reaktion auf den Angriff hat die Hisbollah nach eigenen Angaben am Dienstag morgen mehr als 100 »Katjuscha«-Raketen auf das Hauptquartier des israelischen Luft- und Raketenabwehrkommandos und Artillerie auf die seit 1967 von Israel besetzten und zu Syrien gehörenden Golanhöhen abgefeuert, meldete AP.
Bei dem Angriff handelte es sich um einen der heftigsten der Hisbollah seit dem Beginn des Kriegs im Gazastreifen. Israel berichtete, es habe weder Opfer noch Schäden gegeben. Die Raketen seien entweder auf offenem Feld niedergegangen oder von der Luftabwehr abgefangen worden. Nach Angaben des israelischen Militärs bombardierten israelische Flugzeuge daraufhin die libanesischen Grenzstädte Hula und Markaba. Die libanesische National News Agency (NNA) meldete außerdem den Beschuss der Kleinstadt Bint Dschubail.
Bereits am Sonnabend starben laut NNA bei einem Luftangriff auf die zwölf Kilometer von der Grenze entfernte Kleinstadt Chirbet Selm fünf Menschen, vier gehörten zu einer Familie, die vor dem Grenzkonflikt aus Blida geflohen war. Offizielle israelische Quellen berichteten, drei der Getöteten seien Mitglieder der Hisbollah gewesen. Die Schiitenmiliz bestätigte zwei tote Reservisten.
Der britisch-kanadische Professor für Sicherheitspolitik am Doha Institute for Graduate Studies, Omar Aschur, sagte am Dienstag gegenüber Al-Dschasira, der Grenzkonflikt »eskaliert stetig«. Das Waffenarsenal der Hisbollah sei um ein Vielfaches größer als das der Hamas, warnte Aschur: »Sie hat mindestens 50.000 reguläre Mitglieder in ihren bewaffneten Kräften und weitere 50.000 Reservisten. (…) Das entspricht etwa der Armee eines kleinen Staates.«
Nach libanesischen Angaben befinden sich 73.000 Menschen auf der Flucht. Auch in Israel sind mehrere tausend Einwohner der Grenzregion evakuiert worden. Seit dem Beginn des Konflikts im Oktober sollen nach Information von AFP auf libanesischer Seite bis zum Sonnabend 312 Personen getötet worden sein, darunter 56 Zivilisten. Israel beklage den Tod von zehn Soldaten und sieben Zivilisten.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (12. März 2024 um 21:51 Uhr)Wann fordern die Frau Strack-Zimmermann und der Herr Hofreiter endlich TAURUS für Syrien, Libanon, Westjordenaland/Jordanien? Gemäß dem Selbstbestimmungsrecht der Völker sind diese ja berechtigt, ihre Territorien zu verteidigen – höre ich gelegentlich in einem Zusammenhang.
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