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Leserbrief zum Artikel Globaler Streik: Kampf ums Klima vom 15.03.2019:

Wohin geht es?

»Fridays for Future« weltweit, Gelbwesten, Frauenstreiktag, Menschen, die »aufstehen« gegen Ausgeburten dieses kapitalistischen Systems und Wirtschaftens, das verwirrt offenbar die Welt der Medien. Oder darf der Eindruck nicht entstehen, wenn sichtlich die bekannten Klischees von gut oder böse durcheinandergeraten? Wenn dann auch noch Heiligtümer wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte ins Wanken geraten, wird es erklärungsbedürftig. Aus der liberalen Eliteecke ist wenig Lob für junge Menschen zu hören, die sich demokratisch um ihre Zukunft sorgen, Politik und Wirtschaft an ihre Verantwortung erinnern. Oder haben wir von deren Verantwortung immer nur Falsches vorgemacht bekommen? Plötzlich sorgen sich Politiker um ausfallende Schulstunden, wogegen sie schon viele Jahre nichts tun. Peinlichst, wichtigtuerisch, nichtssagend und überheblich tritt bei »Markus Lanz« im ZDF eine FDP-Politikerin gegen eine Hamburger Schülerin auf, die sich für Klima- und Umweltschutz engagiert. Von glaubhafter, überzeugender Erklärung kam nichts, dafür Fragen, die nicht beantwortet wurden. Gelbwesten demonstrieren seit Wochen gegen die sozialen Missstände, aber als Helden und engagierte Demokraten werden sie in dem Falle nicht wahrgenommen. Was Venezuela angeht, wird das ganz anders kommentiert, wie jeder Protest in einigen anderen Ländern längst höchstes Lob und Anfeuerung erhalten würde. Frauenstreiktag, auch das eher unterbelichtet. Wir haben doch den Feiertag in Berlin und das Wahlrecht auch. Toll, also. Was wollt ihr noch? Gegen den alltäglichen Rassismus, gegen Naziumtriebe engagieren sich Bündnisse, die bestenfalls mal wohlmeinend erwähnt werden, wenn es in politische Kommentare passt. Wenn »Aufstehen« auch zunächst gescheitert sein mag – der Drang im Volke zum »Aufstehen« ist real existent und hat viele Gründe. Proteste gegen Polizeigesetze, die mit gelobten Grundrechten nichts mehr gemein haben, werden auch kleingehalten. Öffentliche Naziverherrlichung und Rassismus werden entsetzt und empört, ahnungslos und verwundert wahrgenommen. Dabei stellt keiner die Frage, warum erst dann reagiert wird, wenn jemand es öffentlich macht. Es ist nämlich längst Normalität, und bis in Vorstände, Gremien oder Parlamente scheint es nicht mehr anstößig zu sein. ATTAC wird die Gemeinnützigkeit aberkannt. Andere sind im Visier. Und überall sind es Organisationen, die Kritik an Politik und Wirtschaft neoliberal-kapitalistsicher Prägung üben. Demokratie, Freiheit und Recht wird jenen abgesprochen, die gesellschaftliche Kritik üben. Wohin geht es?
Roland Winkler, Aue
Veröffentlicht in der jungen Welt am 25.03.2019.
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