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Aus: Ausgabe vom 22.12.2025, Seite 1 / Ansichten

Paris schlägt neue Töne an

Macron und Putin ­gesprächsbereit
Von Reinhard Lauterbach
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Damals stand man sich noch näher: Macron (r.) und Putin (Jerusalem, 23.1.2020)

Schnell ist er, der Emmanuel Macron. Kaum hatte der EU-Gipfel den von Ursula von der Leyen und Friedrich Merz propagierten Plan des unverblümten Zugriffs auf das russische Staatsvermögen am frühen Freitag morgen beerdigt – zumindest fürs erste –, ließ er sich mit der Äußerung zitieren, es sei jetzt an der Zeit, wieder mit Moskau ins Gespräch zu kommen. Das heißt zwar noch nicht besonders viel, zumal sich Macron in den vergangenen Monaten als Fürsprecher einer »europäischen Stabilisierungstruppe« zur Absicherung der Ukraine nach einem eventuellen Waffenstillstand gegeben hatte. Aber eben: Wo kein Waffenstillstand, da auch kein französisch-britisch geführtes EU-Expeditionskorps, mit dem Macron seinen Anspruch auf eine Führungsrolle in »Europa« nach dem Konflikt bekräftigen will.

Und auch in Moskau sind sie fix: Zwei Tage nach Macrons Äußerung kam Zustimmung von Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Und der wiederholte auch nur, was das Auffälligste an Wladimir Putins alljährlicher TV-Show vom Freitag gewesen war: Dass der Präsident anders als in den vergangenen Jahren mit keinem Wort Russlands geschichtliche Berufung zur Rückgewinnung seiner »historischen Territorien« beschworen hatte, dafür aber mehrfach die Bereitschaft seines Landes zu einem konstruktiven Neustart in den Beziehungen zum sogenannten kollektiven Westen. Um das strategische Eisen zu schmieden, solange es heiß ist und bevor die Demokraten aus den US-Halbzeitwahlen im kommenden Jahr gestärkt hervorgehen könnten.

Bevor jetzt vorschneller Optimismus aufkommt: Aufrufe, ins Gespräch zu kommen, sind nicht dasselbe wie solche Gespräche selbst, und die sind noch keine möglichen Ergebnisse. Aber Macron hat gewittert, dass er jetzt, wo sich Merz als politischer Anführer der skandinavisch-polnisch-baltischen Falkenfraktion in der EU (samt dem sympathisierenden Großbritannien) positioniert hat, aus dem Schatten der BRD am besten als »Entspanner« herauskommen kann. Und Russland wäre dumm, wenn es diese Chance nicht seinerseits nutzen und Macron hofieren würde. Was dabei herauskommt? Auf Russisch sagt man: »posmotrim, uwidim«. Schauen wir mal.

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