Obdachlose dürfen wohnen
Von Susanne Knütter
Überraschend ist es nicht: Wer eine Wohnung mieten will, muss sie nicht nur bezahlen können. Er muss dem Vermieter auch gefallen. Der achtet nämlich auf weitere sozialstrukturelle Merkmale bei der Belegung seiner Immobilie. Schockierend ist es trotzdem, wenn ausgerechnet Obdachlosen der Einzug in eine Bleibe verwehrt wird. Dagegen ist in Düsseldorf kürzlich ein Grundsatzurteil ergangen. Eine Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) hatte die Zustimmung zum Verkauf einer Eigentumswohnung an den Verein »Asphalt«, der Wohnungslose unterstützt, verweigert, weil dort im Rahmen des Projekts »Housing First« eine obdachlose Person einziehen sollte. Das Amtsgericht hat den Beschluss am 24. November für ungültig erklärt und »Asphalt«, der auch das Straßenmagazin Fiftyfifty herausgibt, die Zustimmung erteilt. Das Gericht stellte fest: Pauschale Vorbehalte gegenüber obdachlosen Personen genügen nicht. Für eine Verweigerung bedarf es eines »konkreten und legitimen Grundes«.
In der Vergangenheit hätten sich des öfteren Hausverwaltungen gegen die Unterbringung von Obdachlosen gestellt. Diesmal nun die Mehrheit einer Eigentümergemeinschaft. Aus Sicht von Fiftyfifty ist das Urteil ein wichtiger Schritt für die Etablierung des Housing-First-Ansatzes. Bei dem liegt der Schwerpunkt auf der Bereitstellung von dauerhaftem Wohnraum – ohne Vorbedingungen. Nur so könne gesellschaftliche Integration überhaupt gelingen. Der Verein »Asphalt« erwirbt dazu Eigentumswohnungen und vermietet sie an vormals obdachlose Personen. »Den Ansatz gibt es in Düsseldorf seit etwa acht, neun Jahren«, sagte Oliver Ongaro von Fiftyfifty am Montag gegenüber jW. Mehr als 100 Obdachlosen konnte der Verein über das Projekt bisher eine Wohnung vermitteln. Vor allem Privatpersonen unterstützten den Verein mit Spenden. Außerdem sei das »schwarz-grün« regierte Düsseldorf die erste deutsche Großstadt, die den Ansatz unterstützt. In den nächsten fünf Jahren sollen weitere 500 Menschen, die länger als drei Jahre obdachlos sind, untergebracht werden, sagte Ongaro. Die letzte Zählung ergab 750 Menschen in der Straßenobdachlosigkeit. Ein wachsendes Problem sei die Abhängigkeit von Crack. »Wir gehen davon aus, dass aktuell etwa 200 der Obdachlosen davon abhängig sind«, so Ongaro. Für sie brauche es andere Unterstützungsangebote.
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