Gegründet 1947 Sa. / So., 29. / 30. November 2025, Nr. 278
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Aus: Ausgabe vom 29.11.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Alte Weltwirtschaftsordnung

Zu jW vom 25.11.: »Phrasen für Rohstoffe«

Die geschönten Absichten der EU, die in den Phrasen von Ursula von der Leyen stecken, übersteigen die Schwelle der Harmlosigkeit. Rohstoffsicherung gehört seit jeher zu den Hauptelementen der Marktwirtschaft. Ziel des Kolonialismus, zusammen mit der Schaffung von Absatzmärkten. Erdöl stand im Hintergrund des Irak-Krieges, und das Kriegsgeklirr vor Venezuelas Küsten hat ähnliche Gründe. Mexiko hat 1976 der UNO eine »Neue Weltwirtschaftsordnung« vorgeschlagen: Multinationale Konzerne sollten Regeln zur Gleichberechtigung im Handel mit den Entwicklungsländern erhalten. Die G7, auch Deutschland, haben abgelehnt. Von neuen Regeln hat Ursula von der Leyen auf dem EU-Afrika-Gipfel nicht gesprochen. Deutschland und andere EU-Länder sitzen im Boot des Internationalen Währungsfonds und sorgen für negative Handels- und Leistungsbilanzen der Entwicklungsländer, auch Afrikas.

Günter Buhlke, per E-Mail

Ende der absoluten Armut

Zu jW vom 22./23.11.: »Das Wunder China«

Das Wunder China ist inzwischen weitergegangen. Zum Zeitpunkt der Reise des Autors lag das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf bereits etwa ein Drittel höher als die Zahlen für 2018. Das dürfte in ähnlicher Größenordnung auch auf die Erhöhung der verfügbaren Einkommen pro Kopf zutreffen. Mit einem BIP von für 2025 erwarteten 19,4 Billionen US-Dollar dürfte China inzwischen an den bisher führenden USA vorbeigezogen sein. Bereits Anfang der 2020er Jahre konnte China mit Stolz vermelden, dass die Zahl der absolut Armen auf null gesunken ist. Die im Artikel genannten 99 Millionen von 2012 gehören zum Glück inzwischen längst der Vergangenheit an. Auch dadurch ist die Lebenserwartung weiter gestiegen. Inzwischen beträgt sie bereits über 79 Jahre, immerhin schon wieder zwei Jahre höher als im Artikel genannt.

Joachim Seider, Berlin

Heimatfront und Heldentod

Zu jW vom 25.11.: »Kriegsende? Nicht mit uns!«

Mit Freude und Freuding zum Heldentod – T-online hilft mit. Damit »wir« siegestüchtig werden, müssen wir kriegstüchtig werden. Das ist für den Heeresinspekteur Freuding (»Wir sind bereit für den fight tonight«) logisch. Die nötigen Instrumente kann man unter anderem bei Rheinmetall besichtigen und bestellen. Damit ist allerdings erst der Anfang gemacht; weiteres »wird aus den Haushaltsposten kommen müssen, die bisher als ›sakrosankt‹ (also heilig) galten, vom Rentenzuschuss bis zum Bürgergeld« (T-online, 25.11.2025). »Maximale soziale Wohltaten verteilen und die Verteidigung des eigenen Lebensmodells an andere Länder outsourcen, verwechselt den Wohlfahrtsstaat mit einem Wunschkonzert« (ebd.). Wer das so sieht, liegt genau richtig für den Heldentod. Heute für »Freedom and Democracy«, gestern für »Führer, Volk und Vaterland« oder so. (Wenn das der Führer gewusst hätte? Ich weiß nicht, ob er dann vom Suizid Gebrauch gemacht hätte.) Was jedoch noch zur Stabilisierung der Heimatfront zu sagen wäre, da bahnt sich auch eine Lösung an. Die Wehrpflicht diesmal männlich und (!) weiblich, Sozialdienst für die Älteren, und schon ist Europa am »Erwachsenwerden« (ebd.), denn nicht nur das Militär soll bekanntlich »aufwachsen«. Das alles ist zutiefst demokratisch, da es ja allen freisteht, fleißig die Top-Rüstungswerte an der Börse zu ordern nach dem Prinzip: »Reichtum und Sicherheit für alle.« Das alles läuft sicher noch besser, wenn der »böse Russe« erst mal an Oder und Elbe steht. Darauf noch einen kräftigen Schluck Dom Pérignon Brut 1990! Großes Lob für euren Flyer zur Rosa-Luxemburg-Konferenz »Kopfüber in den Krieg« in Wort und Bild. Besser geht es nicht!

Manfred Pohlmann, Hamburg

Kreislaufwirtschaft mit Beton

Zu jW vom 24.11.: »Triumph der Erdgaslobby«

Für seinen Sieg hat das fossile Imperium lange gebaggert! Also diesbezüglich nicht zuviel Ehre für Katherina Reiche! Die EU hat 2019 (!) »Candidate PCI projects in cross-border carbon dioxide (CO2) transport networks« benannt und geplant (PCI: Projects of Common Interest). Damals war Deutschland ein weißer Fleck auf der CCS-Landkarte, und in die öffentliche Debatte haben es diese PCIs nicht geschafft. Eines dieser Projekte wurde so beschrieben: »Athos project proposes an infrastructure to transport CO2 from industrial areas in the Netherlands and is open to receiving additional CO2 from others, such as Ireland and Germany. Developing an open-access cross-border interoperable high-volume transportation structure is the idea.« (Das Athos-Projekt schlägt eine Infrastruktur für den Transport von CO2 aus Industriegebieten in den Niederlanden vor und ist offen für die Aufnahme von zusätzlichem CO2 aus anderen Ländern wie Irland und Deutschland.) Zum Thema Zement: Es gibt durchaus Alternativen, die ohne oder mit wesentlich weniger CO2-Emissionen auskommen als die Klinkerproduktion mittels Kalkstein. Außerdem gibt es ein Verfahren, das Abrissbeton sortenrein in seine Bestandteile zerlegt (entwickelt von Heidelberg Materials, in Tschechien läuft eine kommerzielle Anlage) und eine Kreislaufwirtschaft ermöglicht. Der Kalziumoxidanteil ist extrem hoch, nur ein geringer Teil davon wird während der Nutzungsphase von Beton karbonisiert. Altbeton als Schotter zu verwenden ist Verschwendung.

Heinrich Hopfmüller, Stadum

Friedenspropaganda statt Kriegsspielzeug

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