Risse in Your Party
Von Dieter Reinisch
Nur wenige Wochen vor dem geplanten Gründungsparteitag der neuen britischen Your Party Ende des Monats in Liverpool kommt das linke Projekt nicht zur Ruhe. Die Initiatoren, der frühere Labour-Chef Jeremy Corbyn und die Ex-Labour-Abgeordnete Zarah Sultana, haben ihren monatelangen Streit, der im September offen ausgebrochen war, zwar nach außen beigelegt. Doch intern womöglich nicht. Damals hatte Sultana zur Mitglieder- und Spendenwerbung auf ein Portal verwiesen, das von der Firma MOU Operations Ltd. betrieben wird. Corbyn konterte allerdings, dass das Portal nicht autorisiert sei, und eröffnete ein eigenes. Zwei Wochen später betonte Sultana am Rande einer Konferenz in Paris gegenüber jW, man habe die »Kinderkrankheiten« hinter sich gelassen. Am Dienstag berichtete die Financial Times jedoch, dass MOU weiterhin Mitgliedsbeiträge abbuche.
Direktoren von MOU waren Andrew Feinstein, Jamie Driscoll und Beth Winter. Die drei gehören zu den bekanntesten Personen der britischen Linken: Feinstein ist Ex-ANC-Abgeordneter aus Südafrika und hat im Wahlkreis von Keir Starmer kandidiert. Dem jetzigen Premierminister nahm er mehr als 17 Prozent der Stimmen ab. Driscoll war bis 2024 Bürgermeister von Newcastle, Winter Labour-Abgeordnete im Waliser Cynon Valley. Mittwoch vergangener Woche aber legte das Trio geschlossen die Leitung von MOU nieder. Der Grund: Quellen aus der neuen Partei hatten behauptet, dass MOU eine letzte Frist zur Überweisung von mindestens 800.000 Pfund Sterling (910.000 Euro) an Spenden nicht eingehalten habe. Nun würden rechtliche Schritte vorbereitet.
In einer Stellungnahme wies Feinstein die Vorwürfe zurück: Sie hätten weder Portale, Spendenseiten noch Mitgliedersysteme für die Your Party eingerichtet und seien in keiner Weise am Gründungsprozess der Partei beteiligt gewesen. Nach dem Rücktritt der drei übernahm dann Sultana die Geschäfte von MOU. Laut Sky-Informationen soll sie Corbyn versprochen haben, das Geld vollständig zu überweisen. Bis jW-Redaktionsschluss war dies jedoch nicht der Fall.
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