Danksagung des Tages: »Deutschland sagt Danke«
Von Nico Popp
Um den »progressiv«-staatstragenden Establishment-Liberalismus steht es nicht gut. Das Abfeiern des Regierungsstandpunkts in der Pose der beleidigten Rechtschaffenheit löst meist nur noch Beschimpfungen aus. Aber aufgegeben wird nicht, wie einer Pressemitteilung zu entnehmen ist, die am Freitag um kurz nach 12 hereinflatterte – wenn bei den Regierungsviertel-NGOs auf »Senden« geklickt wird.
Das aktuelle Resultat stürmischer Kreativrunden ist die »Aktion« »Deutschland sagt Danke«. Los ging es laut der Mitteilung am Freitag »mit Unterstützung zahlreicher prominenter Persönlichkeiten und Organisationen«. Mal keine Sache für die Polit-Blase, denn hier kann jeder »mitmachen«: »Mitmachen ist einfach und Danke sagen kann jeder – im Alltag, im Rathaus, im Krankenhaus, bei der Feuerwehr oder der Polizei.« Der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz erklärt, wie es geht: »Ein einfaches und ehrliches Danke an einen Bürgermeister oder eine Polizistin macht nicht nur Freude, sondern ist ein demokratischer Akt.« Ein Dankeschön an den nächsten Vertreter der Staatsgewalt: Das kann doch nicht so schwer sein und ist auf gar keinen Fall die »demokratische« Neuedition des deutschen Untertanenfanatismus. Alles ist supermodern: Es gibt die Plattform www.danke.jetzt, auf der unter anderem ein »Dankesgenerator« bereitsteht. Im alten Preußen wurde noch »Nun danket alle Gott« gesungen.
Hinter dieser Sternstunde der Knechtsgesinnung steht eine »Initiative Offene Gesellschaft« (»Hand in Hand mit Institutionen und Bürger*innen für mehr politische Teilhabe und gesellschaftlichen Fortschritt«), die gefördert wird von der Robert-Bosch-Stiftung, Landesmitteln aus Berlin und Sachsen und vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Gibt es noch ein zweites Land, in dem die Begriffe »demokratisch« und »Aktion« mit Staats- und Stiftungsknete zusammengedacht werden?
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