Politpsychopathie
Von Arnold Schölzel
In der Chronik des laufenden NATO-Propagandaschwachsinns liefern Vertreter kleinerer Paktmitglieder regelmäßig Spitzenleistungen ab. Die deutsche sicherheitspolitische Crème de la Crème hat Mühe mitzuhalten. Das entspricht der deutschen Behäbigkeit beim Annähern an die Fünf-Prozent-von-allem-Hürde und dem Abstand zu den Giftzwergstaaten, die sie flink überwanden. In der vergangenen Woche erwog zum Beispiel der belgische Verteidigungsminister Theo Francken, »Moskau dem Erdboden« gleichzumachen, immerhin aber erst, wenn Putin eine Rakete auf Brüssel abfeuere. Gesagt, getan: Moskaus Dauerrüpel Dmitri Medwedew bezeichnete Francken als »schwachsinnig«, dann tauchten Drohnen am Brüsseler Flughafen auf. Typisch russisch, wussten die Geheimdienste. Francken, dessen Regierung demnächst ein dreitägiger Generalstreik ins Haus steht, blieb merkwürdig ruhig, forderte aber hilfsweise die Bundeswehr an. Die saß laut ihrem Ministerium »auf gepackten Kisten« und erhielt von Oberkommandeur Boris Pistorius den Leitwahnspruch hinterhergerufen, das sei russische Einschüchterung: »Wagt es bloß nicht, wieder an die Assets zu gehen.« Gemeint sind die in Belgien geklauten Vermögenswerte Russlands, die NATO und EU gern in Kiewer Schlünde werfen wollen, sich aber nicht trauen. Mehr politische Psychopathie (Verlust von Empathie und Gewissen) war selten bei einem deutschen Kriegsminister.
Pistorius präsentierte sein Hirngespinst der diesjährigen »Bundeswehrtagung«, die am Donnerstag und Freitag in Berlin stattfand, und steigerte seine »Vision« im antirussischen Tran: »Es ist kein Alarmismus, um es deutlich zu sagen, wenn ich sage, unsere Art zu leben ist in Gefahr.« Blödsinn lässt sich jederzeit unterbieten. Also zitierte Reuters am Freitag zusätzlich den Bundeswehrgeneral und Chef des Operativen Führungskommandos Alexander Sollfrank mit: »Man muss betrachten, was hat Russland aktuell und was kann es damit tun … Daran gemessen könnte Russland NATO-Gebiet in kleinerem Maßstab bereits morgen angreifen.« Deutschland holt wenigstens bei der Produktion von Wahn auf. Pistorius sei Dank.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Ulf G. aus Hannover (9. November 2025 um 17:35 Uhr)Bereits 2007 warnte Putin in seiner Münchener Rede mit Blick auf die USA: »Wir sehen eine immer stärkere Nichtbeachtung grundlegender Prinzipien des Völkerrechts«, »niemand fühlt sich mehr sicher.« »Eine solche Politik erweist sich als Katalysator für das Wettrüsten.« Putins Kritik galt auch damals schon den westlichen Plänen »zum Aufbau von Elementen eines Raketenabwehrsystems in Europa«, der wortbrüchigen »NATO-Erweiterung« und der »Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten«. Heute steht fest, dass Russland die westliche Herausforderung zum Wettrüsten mit einem gewissen Erfolg angenommen hat. Hyperschallraketen, Sarmat, Burewestnik, Oreschnik oder elektronische Kriegsführung, es gibt nun hier und da einen russischen technologischen Vorsprung vor der NATO. Deswegen aber Russland gleich die Option für einen Angriff auf NATO-Gebiet zuzubilligen, geht an zwei Realitäten meilenweit vorbei: Zum einen an der Realität der nuklearen Abschreckung und zum anderen an der strikt von Vernunft bestimmten russischen Entscheidungsmatrix. In Russland weiß man, dass mit der Einverleibung hochgradig russophober Bevölkerungsgruppen nichts gewonnen ist, wohl aber mit dem Schutz russischer Minderheiten vor dem Russenhass. Die Putin angedichtete irreale Eroberungsgier hat nichts, aber auch gar nichts mit der Nüchternheit Putins zu tun und ist vielmehr Spiegel westlicher Expansionslust, die man in psychopathologischer Weise in den Gegner projiziert. Diese Pathologie bedarf einer Analyse und dann vor allem auch einer Korrektur der informationsverarbeitenden Mechanismen. Einfach nur rumstänkern, »Moskau dem Erdboden« gleichzumachen, oder Panik mit dem Wort von einem »bereits morgen« möglichen russischen Angriff auf die NATO zu verbreiten, zeigt nur die westliche Unfähigkeit oder gar den Unwillen zu Rationalität. Ich frage mich schon lange, warum das so ist. Weil man Wahlen nur mit Emotion gewinnen kann? Sollte man vielleicht einen Mindest-IQ-Wert für Politiker fordern?
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Leserbrief von Fred Buttkewitz aus Ulan - Ude (10. November 2025 um 12:08 Uhr)»Panik mit dem Wort von einem «bereits morgen» möglichen russischen Angriff auf die NATO zu verbreiten, zeigt nur die westliche Unfähigkeit oder gar den Unwillen zu Rationalität. Ich frage mich schon lange, warum das so ist.« Sehr geehrter Herr Ulf G., vorausgesetzt es handelt sich um einen langfristig angelegten Plan, die Bevölkerung Europas mental kriegswillig gegen Russland einzustimmen, dann verstehen die Urheber dieser Horrorpropaganda unter Rationalität nicht etwa, dass ihre Argumente und Behauptungen der Wahrheit oder der Logik entsprechen, durch Beweise belegt sind oder ob sie selbst daran glauben, wass sie da alles Russland unterstellen ( Adolf Hitler: »Der Sieger wird hinterher nicht gefragt, ob er vorher die Wahrheit gesagt hat«). Wie Hitler und Goebbels glauben auch die heutigen Propagandisten selbst nicht an die Angriffspläne Russlands. Ihnen fehlt keine Rationalität. Wenn man Lobbyist der Rüstungsindustrie ist oder Karriere bei CDU, SPD oder Grünen machen will, dann ist es absolut rational, sich so gegen Russland zu äußern, wie sie es tun. Das bringt ihnen Karrierechancen und finanzielle Vorteile. Auch die Journalisten der Mainstreammedien müssen sich so antirussisch gebärden, wie es von ihnen erwartet wird. Schließlich wartet ihre Familie auf das Abendbrot und ihre Bank auf die Abzahlung der Kredite. Man muss auseinanderhalten, was die alle verbal in der Öffentlichkeit inszenieren (MH17, Skripal, Nawalny, Drohnen über EU-Flughäfen) und was sie in Wirklichkeit denken. Und ich bezweifele in den überwiegenden Fällen, dass sie selbst daran glauben, was sie sagen. Das sind Worthülsen – nicht mehr. Wenn Putin ihnen die Einnahmen verschaffen würde, wären sie seine glühendsten Unterstützer. Einzig entscheidend für die Urheber der Kriegsvorbereitung ist, dass der propagandistische Zweck erfüllt ist. Und das ist er, wie die bereits weitgehend gegen Russland verhetzte Bevölkerung sich bei Wahlen und in Umfragen äußert.
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Leserbrief von Wolfgang Schlenzig aus Berlin-Mariendorf (9. November 2025 um 08:52 Uhr)Da hat doch unser Kriegsminister, Herr Pistolius, recht, wenn er sagt, dass unsere, die spätimperialistisch-egoistische Art zu leben, in Gefahr ist.
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