Gegründet 1947 Sa. / So., 01. / 2. November 2025, Nr. 254
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Aus: Ausgabe vom 01.11.2025, Seite 14 / Leserbriefe

Aus Leserbriefen an die Redaktion

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Schlechtes Sortiment

Zu jW vom 27.10.: »Weimers Sorgen«

Was Herrn Weimer eigentlich Angst machen sollte, haben Sie gut getroffen: Aufklärung und geistige Unabhängigkeit. In manchen Fällen, z. B. in »meiner« Stadtbibliothek Dachau wird kritische Literatur gar nicht erst aufgenommen. So findet man nichts von Karlheinz Deschner und seiner »Kriminalgeschichte des Christentums«. Dafür viele Bildbände von Heiligen Vätern, vor allem von »unserem« Benedetto. Auch Karl Kraus: Fehlanzeige. Immerhin ein einziges Bändchen Wiglaf Drostes, der mal in Dachau zu einer Lesung eingeladen war. Sarrazins »Deutschland schafft sich ab« war gleich viermal zum Ausleihen vertreten.

Emmo Frey, Dachau

Profil geschärft

Zu jW vom 29.10.: »Gegenddarstellung: Die junge Welt verändern«

Liebe Redaktion, mit großem Interesse habe ich Eure Ankündigung zur Kenntnis genommen, das Profil unserer Zeitung zu schärfen mit dem Vorhaben, mehr Kommentare, Infos zu Hintergründen und Analysen allen Lesern anzubieten. Dieses Vorhaben kann ich nur begrüßen. Sicher gehören auch »nackte« tagesaktuelle Informationen in das Profil einer Tageszeitung, kann man doch Meldungen über Begebenheiten in der Landes- und internationalen Politik aus verschiedenen Blickwinkeln darstellen. Das kann man täglich erleben, schaut man sich die Lügen und Halbwahrheiten unserer ach so seriösen »öffentlich-rechtlichen« Medien an. Für mich ist es immer eine Genugtuung, täglich eine Informationsquelle zur Verfügung zu haben, der ich vertraue, und das nun schon (mit wenigen Unterbrechungen) seit fast 60 Jahren. Macht weiter so!

Jörg Eckstein, Halle (Saale)

Schweizer Kommunist

Zu jW vom 28.10.: »Die eidgenössische Linke«

Der Kampf der Linken in der Schweiz in dieser Zeit ist natürlich nicht ohne die Person von Fritz Platten (1883–1942) zu verstehen, denn sein Wirken als Kommunist hatte maßgeblich nicht nur die Schweizer Arbeiterbewegung mitbestimmt. Als Organisator des berühmten Zuges, mit dem Lenin im Frühjahr 1917 vom Exil in Zürich ins revolutionäre Russland zurückkehrte, ging Platten in die Geschichte ein. In seinem Buch »Die Reise Lenins durch Deutschland« von 1924 berichtet er ausführlich darüber. Er gehörte zur Zimmerwalder Linken, war 1919 Präsidiumsmitglied bei der Gründung der Komintern in Moskau. 1921 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS), für die er auch kurze Zeit im Nationalrat saß. Sein Lebensweg endete später tragisch und unaufgeklärt im Lager Lipowo bei Njandoma, in der Sowjetunion. Bleibt zu hoffen, dass sein Wirken im Buch ausführlich behandelt wird.

Michael Polster, Berlin

»Profite stimmen«

Zu jW vom 25./26.10.: »Profiteur im ­Hintergrund«

Erst zerstören und dann wieder aufbauen: Das ist die Strategie des westlichen Kapitalismus. Wie schon mehrmals in anderen Regionen der Welt passiert ist, wittert nun auch im völlig zerstörten Gaza das westliche Kapital – nicht nur das türkische – Morgenluft, um das Land wieder »aufzubauen«. Hauptsache, die Profite stimmen.

Joachim Becker, Eilenburg

Altmodische Kapitalisten

Zu jW vom 27.10.: »Wolkenwirtschaft«

Ist es nicht so, dass Google und Amazon längst mit Cloud-Computing, also Bereitstellung von Speicher und Software auf Serverfarmen, den meisten Umsatz und Gewinn generieren? Das heißt, die Techkonzerne sind längst keine Nicht-nur-Rentier-Kapitalisten, sondern ganz altmodische profunde Kapitalisten, eben auf der Höhe der Zeit. Ganz abgesehen vom Musk-Imperium, das alle Spielformen kennt. Ich wäre interessiert an mehr Analysen zu diesem Bereich.

Sigrid Frey, Mannheim

»Schweine am Gang«

Zu jW vom 28.10.: »USA unter falscher Flagge«

Die Blutspur US-amerikanischer Hegemonialmacht zieht sich bereits seit sehr vielen Jahrzehnten durch die Geschichte unseres Planeten. Sich Gründe auszudenken, um sich in die Souveränität anderer Länder einzumischen, womöglich Kriege loszutreten, darin verstanden und verstehen sich die US-Amerikaner bis heute bestens.

Vietnam 1960: Der angebliche Vorfall im Golf von Tonking im Jahre 1960 war erstunken und erlogen und diente den US-Amerikanern dazu, über viele Jahre einen beispiellosen Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung zu führen. Fazit der Geschichte: Unsere amerikanischen Freunde verließen Vietnam wie die Ratten das sinkende Schiff.

Chile 1972: Der CIA stürzt die Allende-Regierung, um eine willfährige Regierung nach US-Geschmack zu installieren.

Irak 2003: Angebliche Massenvernichtungsmittel waren der Grund, einen entsetzlichen Krieg gegen die irakische Zivilbevölkerung loszutreten, die gesamte Infrastruktur des Landes zu vernichten und weit über 100.000 tote Zivilisten zu hinterlassen.

Afghanistan 2001: Kriegsgrund »9/11«. Auch hier wurden Zehntausende von Zivilisten getötet.

Karibik 2025: Der kriegerische Aufmarsch der US-Amerikaner in der Karibik wird begründet mit dem Kampf gegen Drogenhandel. Dieser Grund ist so beispiellos fadenscheinig, denn wer eins und eins zusammenzählen kann, weiß doch, dass es bei der Auseinandersetzung eigentlich gegen Venezuela geht. Ein Staat, der über unglaubliche Erdölressourcen verfügt, die sich Washington einverleiben möchte. Wenn schon nicht mit klaren Worten, so eben mit der Begründung, Venezuela fördere den internationalen Drogenhandel. Dass mittlerweile in der Karibik wohl an die 100 Fischer vom US-Militär getötet wurden, findet in der westlichen Presse kaum Gehör. Wie auch. Medienwirksamer sind eben Berichte über die Ukraine.

Rudi Eifert, Langenhagen

Als Organisator des berühmten Zuges, mit dem Lenin im Frühjahr 1917 vom Exil in Zürich ins revolutionäre Russland zurückkehrte, ging Fritz Platten in die Geschichte ein.

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