Nachschlag: Skepsis
Das amerikanische Geisterjägerehepaar verschlug es 1977 nach London, wo im Stadtteil Enfield – ein historischer Fall – ein Poltergeist für Wirbel sorgte. Damals rief die katholische Kirche an, man müsse doch vor Ort nach dem Rechten sehen, ob Dämonen am Werk sind oder sich die britische Boulevardpresse nur einen schlechten Scherz erlaubt hat. Sonderbar, dass ausgerechnet die gute alte Kirche ausdrücklich »Beweise«, gewissermaßen Dokumentaraufnahmen vom Übernatürlichen verlangt. Was ist nur aus dem »Credo quia absurdum est« der Kirchenväter geworden? Die waren ja alles andere als blöde, als sie im Streit gegen die antike Skepsis argumentierten, die Wahrheit der Jesus-Chose sei eben deshalb so gewiss, weil sie einen Affront darstelle. Darin liegt auch die Ironie des Horrorgenres. Die effektive Existenz der Geister ist seine stille Voraussetzung, dennoch bleibt die Inszenierung einer Skepsis unverzichtbar. Sowohl Medien als auch das Horrorgenre sind selbst der Geist geworden, der sich der Glaubwürdigkeit stellt. (aha)
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