Massaker um Massaker
Von Ina Sembdner
Die Fluchtwege aus der von Paramilitärs »befreiten« sudanesischen Stadt Al-Fascher sind aufgrund »intensiver Bombardierungen und Bodenangriffe« blockiert. Das erklärte der Leiter des UN-Nothilfebüros, Tom Fletcher, gegenüber CNN, wie der US-Sender am Mittwoch berichtete. Hunderttausende Zivilisten seien weiterhin in der Hauptstadt Norddarfurs eingeschlossen, ohne Nahrung und medizinische Versorgung. Und es dringen immer mehr verstörende Videos an die Öffentlichkeit, die zeigen, wie Kämpfer der sogenannten Schnellen Eingreiftruppe (RSF) wahllos und teils dutzendfach auf fliehende Menschen schießen und sich im Anschluss für ihre Taten feiern. Die Stadt lag zuvor seit Mai 2024 unter Belagerung der RSF, deren Chef Mohammed Hamdan Daglo seit April 2023 die Macht von Militärmachthaber Abdel Fattah Al-Burhan herausfordert. Seit Sonntag steht die Stadt im Westen des Landes unter Kontrolle der RSF.
Satellitenaufnahmen, die vom Humanitarian Research Lab der Yale-Universität verbreitet wurden, dokumentieren Orte in Al-Fascher, die mutmaßlich Schauplatz schwerster Massaker waren. Die Aufnahmen bezeugen auch Berichte, wonach allein mehr als 460 Patienten von den RSF im Saudi-Krankenhaus hingerichtet wurden – zu sehen ist zunächst auf den von Maxar bereitgestellten Satellitenbildern eine Schlange von Menschen im Innenhof, auf einer späteren Aufnahme deutet ein dunkler Haufen darauf hin, dass zahlreiche von ihnen massakriert wurden.
Jene, denen die Flucht gelingt, berichten Dramatisches. »Wir rannten und sie verfolgten uns, sie feuerten Raketen vor und hinter uns ab«, sagte Abdelhameed, die mit ihren vier Kindern floh, gegenüber Reuters. Sie seien an einer Erdbarriere aufgehalten worden, die die RSF um die Stadt errichtet hat. Die Männer seien dort von den Frauen getrennt worden, sagte sie. Auf die Frage, wer von ihnen ein Soldat sei, habe keiner der Männer die Hand gehoben. Daraufhin hätte sich ein Milizionär einige ausgesucht, um sie »vor unseren Augen« zu erschießen. Sie sagten den Frauen, dass die überlebenden Männer nachkommen würden – »aber wir haben sie nie wieder gesehen«.
Während in Deutschland der Fokus im Diskurs häufig auf Flucht und Migration liegt, bleiben die grundlegenden Ursachen – Kriege, Wirtschaftsinteressen, geopolitische Allianzen – oft im Schatten. Deutschland war nicht nur ein außenpolitischer Akteur im Sudan, sondern auch ein Mitverursacher der Militarisierung der Region. Ein Gespräch mit dem Sudan-Experten Roman Deckert.
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