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Aus: Ausgabe vom 11.10.2025, Seite 11 / Feuilleton
Rock

Die Wüste lebt

Giant Sand live in Nijmegen
Von Frank Schwarzberg
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Kann auch Kirchenlieder singen: Howe Gelb (Berliner Passionskirche, 2006)

Howe Gelb kommt auf die Bühne, schnappt sich seine hart gespannte akustische Martin, stimmt ein bisschen drauf herum, verfällt in einen lässigen Trott. »Must have been pretty bad in the last life / Cuz now we got it made.« War schlimm im letzten Leben, aber jetzt haben wir ausgesorgt. Starker Einstieg. Stimme und Gitarre schneiden durch den Saal. Gelb nuschelt wie gewohnt, die Tonhöhen muss man sich dazudenken, die Band auch. Ah, da kommt sie ja! Mitten im Song schlendern die Musiker an ihre Instrumente, stöpseln ein. Beiläufig gesellen sich Drums, Bass, Lap Steel und Keyboard zu Gelbs angedeuteter Rollenprosa eines Saturiertheit vorspielenden Selbstbetrügers.

Vergangenen Sonntag war das. ­Giant Sand, Howe Gelbs Bandprojekt, spielten im Doornroosje im niederländischen Nijmegen. Abgrenzungen, Definitionen, ja, Klarheit jeder Art lehnt der knapp 70jährige (»in ten minutes – or is it two weeks?«) kategorisch ab. Die Grenzen zwischen seinen zahlreichen Solo- und Seitenprojekten, den stetig wechselnden Lineups der nunmehr 40jährigen Band Giant Sand verwischen.

Nach dem Fortgang von Joey Burns und Gründungsmitglied John Convertino, die 2003 die kommerziell bald sehr viel erfolgreichere Gruppe Calexico gründeten, fand Gelb zuerst neues privates, dann sein musikalisches Glück in Dänemark. Mit den geistesverwandten Country-Rock Noir-Slackern der Aarhuser Band DeSoto Caucus spielte er 2004 das angriffslustige Album »Is All Over the Map« ein. Bis zur Abschlussplatte »Heartbreak Pass« (2015) und der vermeintlichen Giant-Sand-Abschiedstournee im Jahr darauf arbeitete man zusammen.

Doch so umwerfend wie bei der Live-Reunion vergangenes Jahr in Groningen kann es nicht immer sein. Und wird es auch hier in Nijmegen nicht. Das hohe Einstiegsniveau mit den Stücken »Getting It Made« und einem verschleppten »Yer Ropes« ist nicht durchzuhalten. Mehr atmosphärische Kontraste wären eine gute Idee gewesen. Giant Sands’ meist hochtourige Wüstenrock-Performance berührt etwas weniger als sonst. Ein sonischer Hochgenuss ist der Abend trotzdem. Das Doornroosje verlassen wir, mit Hanns Dieter Hüsch gesprochen, »angenehm enttäuscht«.

Weitere Termine: 14.10., Lido, Berlin; 19.10., Betty, Hamburg

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