Berater präsentieren Kürzungsplan
Von David Maiwald
Deregulierung, weniger Sozialleistungen, längere Lebensarbeitszeit: Es war nicht unbedingt innovativ, was der »wissenschaftliche Beraterkreis« von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) am Montag als »Wachstumsagenda« vorschlug. Das Papier der konservativen Ökonomen vereint vielmehr bekannte Annahmen der führenden kapitalnahen Wirtschaftsforscher in einem Forderungskatalog an die Ministerin. Neben der »Wirtschaftsweisen« Veronika Grimm sind in dem Gremium auch das ehemalige Mitglied des Beratergremiums, Volker Wieland, außerdem Justus Haucap vom Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie sowie Stefan Kolev, wissenschaftlicher Leiter des Ludwig-Erhard-Forums für Wirtschaft und Gesellschaft in Berlin vertreten.
Die Wirtschaftsleistung der BRD verharre auf dem Niveau von 2019, stellen die Berater in ihrem Papier eingangs fest. Das Wachstumspotential befinde sich zudem auf einem »historischen Tiefststand«. So dürfe es nun keine einzelnen Unternehmen geben, die »unverzichtbar« für die Volkswirtschaft seien, meinte etwa der Wettbewerbsökonom Haucap. Wichtig sei auch nicht, ob in Schlüsselunternehmen wie Volkswagen oder den Konzerntöchtern Fachkräfte entlassen würden, es müsse nur Branchen geben, »wo neue Arbeitsplätze entstehen«, zitierte AFP am Montag. Es müsse gelten, entlassene Beschäftigte »hin zu hochproduktiven, schnell wachsenden Unternehmen« zu leiten.
Wo die gerade zu finden sind, ist fraglich bis fragwürdig, ist es doch hierzulande vor allem die Rüstungsindustrie, die ein starkes Wachstum verzeichnet. Angesichts der gestiegenen Rüstungsausgaben der Regierung – sogenannte Verteidigungskosten – seien Sozialleistungen nicht mehr finanzierbar, meinte auch der Ex-»Weise« Wieland. Um ein dafür nötiges Wirtschaftswachstum zu erzielen, brauche es ein an die Lebenserwartung gekoppeltes Renteneintrittsalter, eine Abschaffung des Pflegegrads eins und private Vorsorge. Die Politik versuche, »Menschen nicht weh zu tun«, erklärte Grimm laut AFP – genau das sei aber nun erforderlich.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Marc P. aus Cottbus (7. Oktober 2025 um 00:44 Uhr)Bin gespannt, wieviel Zeit sich die SPD diesmal genehmigen wird, für ihr obligatorisches öffentliches Zieren und Winden, wenn sie sich der »Reformierung« des Sozialstaates, nach Art der CDU, erst entgegenstellt, um ihr dann doch, mit dem einen oder anderen Kompromiss, ihren Segen zu geben. Mit den Grünen hätte es die CDU da einfacher. Von denen und ihnen nahestehenden Kommentatoren hört und liest man in letzter Zeit desöfteren, wie notwendig jetzt solche Einsparungen seien. Schließlich geht es darum, die Kriegskassen zu füllen – die für die Ukraine und die von BRD und EU – für den »Endsieg« über Russland. Wo die Grünen (die Partei mit den Wählern mit dem höchsten Durchschnittseinkommen) selbst nun sogar Klima- und Naturschutz – noch bis vor kurzem gab es keine edleren Ziele – dafür hinten anstellen! Da könnten die Alten, Kranken und Armen in diesem Land nun auch endlich mal ihren Anteil beisteuern! Interessant wäre es, zu erfahren, wie die Partei Die Linke ihren Kampf für soziale Gerechtigkeit und für Frieden mit ihrem Ziel unter einen Hut bringen will, im Bund eine Koalition mit dieser SPD und diesen Grünen zu bilden. Dietmar Bartsch versucht ja bereits, die ehemaligen NVA-Wehrdienstleistenden als Kanonenfutter für einen eventuellen Krieg, als Mitgift für die zukünftige »rot-rot-grüne« Ehe, zu organisieren. Man zeigt bei der Linken also bereits Kompromissbereitschaft und Einsicht in die Notwendigkeit. Bei CDU, SPD und Grünen nimmt man das sicherlich wohlwollend zur Kenntnis.
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