Rechter Sturm in London
Von Dieter Reinisch
Einige Kommentatoren in den britischen Medien sprachen »vom größten rechten Aufmarsch in der Geschichte«. Laut offiziellen Angaben waren es 110.000 Teilnehmer, Sky News spricht sogar von 150.000 Personen, die am Sonnabend dem Aufruf des britischen Ultrarechten Tommy Robinson folgten. Der Gründer der faschistischen English Defence League, der mit bürgerlichem Namen Stephen Yaxley-Lennon heißt, hatte für diesen Tag zum Marsch »Unite the Kingdom« (Vereint das Königreich) in der britischen Hauptstadt London aufgerufen. Beworben worden war die Demonstration als Protest »für die Meinungsfreiheit«. Doch der eigentliche Fokus lag auf einer schärferen Asylpolitik.
»Tommy, Tommy«, rief die Masse, als in Whitehall, im Zentrum Londons, Robinson bei der Abschlusskundgebung die Bühne betrat: »Wir sind auf dem Sturm geritten, wir haben den Sturm überstanden, und heute sind wir der Sturm«, rief er einer begeisterten Menge zu. Zuvor hatte der rechte Techmilliardär Elon Musk in einer Videobotschaft zu den Versammelten gesprochen. Darin forderte er einen »revolutionären Regierungswechsel« in Großbritannien. Auch aus Europa waren mehrere rechte Politiker angereist, darunter der AfD-Abgeordnete im EU-Parlament Petr Bystron.
Eine Demonstrantin, die aus Southampton angereist war, begründete ihre Teilnahme gegenüber Sky News damit, dass das Land »von illegalen Migranten überrannt« werde. Viele andere hielten Schilder mit Aufschriften wie »Schickt sie zurück«. Im Gegensatz zu früheren von Robinson organisierten Protesten war der Bezug auf das Christentum am Sonnabend deutlich sichtbarer. Viele Teilnehmer trugen Holzkreuze und Banner mit christlichen Versen. Zur Gegendemonstration von antirassistischen Gruppen und Gewerkschaften fanden sich rund 5.000 Teilnehmer ein. Damit zeigte sich eine Tendenz, die sich seit zweieinhalb Jahren offenbart: Rechte, fremdenfeindliche Proteste erfahren einen sprunghaften Zulauf, während linke Demonstrationen an Dynamik verlieren.
Die Londoner Polizei trennte die beiden Proteste mit einem Großaufgebot von Tausenden Beamten. Einige der rechten Demonstranten versuchten die Gegendemonstration anzugreifen und warfen Gegenstände. Nach Zusammenstößen mit der Polizei wurden 25 Personen festgenommen.
75 für 75
Mit der Tageszeitung junge Welt täglich bestens mit marxistisch orientierter Lektüre ausgerüstet – für die Liegewiese im Stadtbad oder den Besuch im Eiscafé um die Ecke. Unser sommerliches Angebot für Sie: 75 Ausgaben der Tageszeitung junge Welt für 75 Euro.
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Regio:
Mehr aus: Ausland
-
Medien als Zielscheibe
vom 15.09.2025 -
»Wir wollten die Suche nach Wahrheit begleiten«
vom 15.09.2025 -
Drohneneinsätze verschärfen Kriegslage
vom 15.09.2025 -
»Lasst uns alles blockieren!«
vom 15.09.2025 -
Spitzel enttarnt
vom 15.09.2025 -
Krieg gegen die Wissenschaft
vom 15.09.2025 -
US-Zerstörer kapert Fischerboot
vom 15.09.2025