Norwegens Staatsfonds stößt Caterpillar ab
Von Gerrit Hoekman
Der Baumaschinenhersteller Caterpillar ist nicht länger Teil des norwegischen Staatsfonds. Ende August entfernte der größte Investmentfonds der Welt die Anteile am US-Konzern mit Verweis auf die Verwendung der Baumaschinen durch die israelische Armee aus seinem Portfolio. Es bestehe »kein Zweifel«, dass die Caterpillar-Produkte »für weitverbreitete und systematische Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht eingesetzt werden«, zitierte Marketscreener den Ethikrat des größten Investmentfonds der Welt. Wie die Financial Times berichtete, hatte sich die US-Administration gegenüber der Regierung in Oslo deswegen »sehr beunruhigt« gezeigt. Der Verkauf der Caterpillar-Anteile wegen Beteiligung am Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung war der erste, der ein nichtisraelisches Unternehmen betraf.
Die Bulldozer von Caterpillar würden von Israel für großflächige, unrechtmäßige Zerstörung palästinensischen Eigentums eingesetzt, sowohl im Gazastreifen als auch im Westjordanland, hatte der Staatsfonds erklärt. Der Konzern habe keine Maßnahmen ergriffen, um den Einsatz zu verhindern. »Nachdem die Lieferungen der betreffenden Maschinen nach Israel wieder aufgenommen worden sind, hält der Rat das Risiko, dass Caterpillar zu schweren Verletzungen der individuellen Rechte in Kriegs- oder Konfliktsituationen beiträgt, für inakzeptabel.«
Der republikanische Senator Lindsey Graham hatte Norwegen für die Entscheidung des Fonds mit höheren Zöllen gedroht und erklärt, sich für Visaeinschränkungen für Vertreter des Staatsfonds einzusetzen. Der Staatsfonds, den die norwegische Zentralbank verwaltet, hält rund 1,5 Prozent aller börsennotierten Unternehmen, rund 8.400 weltweit. Bei Caterpillar geht es um einen Anteil von 1,17 Prozent mit einem Wert von 2,1 Milliarden US-Dollar. Regierungsvertreter in Oslo befürchteten nun, der Fonds und die Regierung könnten von Maßnahmen der Antiboykottgesetze der USA betroffen sein, erklärte die Financial Times.
In den Niederlanden wird Caterpillar derzeit kritisiert, weil das Unternehmen Beschäftigten untersagt hat, im Homeoffice zu arbeiten. Belegschaftsvertreter wollen bei Gericht eine einstweilige Verfügung gegen den Beschluss erreichen. Sjef Janssen, der den US-Konzern vertritt, hält einen Kompromiss für ausgeschlossen: »Die Entscheidung von Caterpillar steht fest, und daran wird sich nichts ändern.« Ausnahmen soll es ab sofort nur noch geben, falls ein Kind krank ist oder ein Handwerker nach Hause kommt. Ein Urteil soll es am 15. September geben.
Ungefähr die Hälfte der etwas mehr als zehn Millionen niederländischen Beschäftigten arbeitet an mindestens zwei Tagen in der Woche im Homeoffice. Das Land ist damit Spitzenreiter in Europa. »Wir haben viele Leute, die weit weg wohnen. Sie wollen nicht jeden Morgen und Abend im Stau stehen. Aber diese Amerikaner interessieren sich nicht für unsere Arbeitskultur«, sagte Dave Kennis, der Betriebsratsvorsitzende bei Caterpillar in ’s-Hertogenbosch, am Mittwoch in der Tageszeitung Algemeen Dagblad (AD). Das dortige Werk ist im Verhältnis zur weltweiten Gesamtbelegschaft sehr klein. Von 186 Beschäftigten haben nur 120 überhaupt die Möglichkeit, im Homeoffice zu bleiben, da sie am Computer oder Telefon arbeiten.
Caterpillar habe das Homeoffice 2018 von sich aus eingeführt, habe in Stellenausschreibungen ausdrücklich damit geworben, erklärte Renée Huijsmans, die Anwältin des Betriebsrats, dem AD. Die Arbeit von zu Hause sei »Alltag geworden«. Nur wenige seien regelmäßig fünf Tage die Woche im Büro. Doch die Heimarbeit sei ein Hindernis bei der Entwicklung neuer Bagger und Bulldozer, heißt es vom Konzern. Sie störe außerdem den Zusammenhalt der Belegschaft.
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