Monument der Freundschaft
Von Max Grigutsch
Grüne Wiesen, Wälder, Moore, nur rund 4.500 Einwohner: Die rheinland-pfälzische Gemeinde Weilerbach lädt zu Heilung und Entspannung ein. Auf »heilende Architektur« setzt auch das US-Militär, das hier das größte US-Militärkrankenhaus außerhalb der Vereinigten Staaten bauen lässt. Auf 47 Hektar sollen künftig nicht nur die rund 37.000 in Deutschland stationierten US-Soldaten und ihre Familien behandelt werden; auch die Versorgung von rund 200.000 Soldatinnen und Soldaten in Einsätzen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika soll an diesem Standort sichergestellt werden. »Das ist nicht einfach ein Hospital«, schwärmte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer am Freitag bei einem Besuch der Baustelle. »Das ist ein wirkliches Monument der Freundschaft und Zusammenarbeit« und ein »klares Signal« für eine Fortsetzung der US-Präsenz in Deutschland, sagte der SPD-Politiker.
Ein Monument mit Kostenpunkt 1,46 Milliarden Euro. Davon übernimmt der deutsche Fiskus 266 Millionen. Auf Firmenseite sind die Bauunternehmen Züblin und Gilbane Joint Venture beteiligt. Laut der Website des Amtes für Bundesbau in Rheinland-Pfalz sind auf dem Gelände derzeit 1.500 Menschen und 15 Kräne beschäftigt, um ein Krankenhaus mit 4.680 Räumen aus dem Boden zu stampfen. Von diesen Räumen sollen letztlich nur 120 als Behandlungszimmer dienen; das fertige Hospital soll regulär nur über 68 Betten verfügen, die »im Bedarf auf 93 erweiterbar sind«. Auch die rund 8.000 kämpfenden Kräfte auf dem nahegelegenen US-Stützpunkt Ramstein sollen hier verarztet werden. Das Hospital soll das 1953 gebaute Landstuhl Regional Medical Centre und die Air-Force-Klinik auf Ramstein ersetzen. Die Übergabe an das US-Militär soll im November 2027 erfolgen.
Für Verunsicherung hatte US-Präsident Donald Trump während seiner ersten Amtszeit mit der Ankündigung gesorgt, er werde die Präsenz von US-Streitkräften in der Bundesrepublik reduzieren. Davon ist inzwischen keine Rede mehr. »Ich sehe zur Zeit überhaupt keinen Grund zur Beunruhigung«, sagte Regierungschef Schweitzer am Freitag. Ähnlich sieht das David Sirakov, Politikwissenschaftler und Leiter der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz, gegenüber dpa: »Die Investitionen der US-Regierung sind ein bedeutendes Zeichen der Kontinuität.« Das Signal sei, dass trotz aller globalen Spannungen beidseitiges Vertrauen bestehen bleibe, so der Wissenschaftler, der die Landesregierung in Sachen US-Beziehungen berät.
Wichtig sei, »dass wir in Gespräche investieren, damit wir nahe beieinander bleiben«, sagte auch Schweitzer. Diese Nähe will der Ministerpräsident Ende September bei einer politischen Reise in die Vereinigten Staaten suchen. Seine »klare Priorität« sei die »Vertiefung der Zusammenarbeit«, denn die »amerikanischen Freunde wissen, was sie an der Präsenz in Europa haben«.
Und was sie haben, sind unerschütterliche Verbündete – so wollen es jedenfalls die entsprechenden Regierungen. Dafür sollen künftig etwa 2.500 Beschäftigte in dem neuen Krankenhaus schuften. Diese dürfen sich dann immerhin einer »geschwungenen Glasfassade« erfreuen, die eine »wehende Fahne« symbolisieren soll, wie der Website des Bundesbauamtes zu entnehmen ist. Doch weder der »bewusste Einsatz von Licht, Akustik, farblicher Gestaltung und Natur« noch »Grünanlagen zwischen den Gebäuden« dürften darüber hinwegtäuschen, dass in Weilerbach die Vormacht des US-Imperialismus verstetigt und ausgebaut wird.
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