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Aus: Ausgabe vom 18.08.2025, Seite 5 / Inland
Hohe Ozonwerte

Gefahr durch hohe Ozonwerte

Für Mensch und Tier belastend. Keine Warnung wegen angepasster Grenzwerte
Von Wolfgang Pomrehn
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Ein Panzernashorn bei sommerlicher Hitze im Tiergarten Nürnberg (15.8.2025)

Die üppige Sonne der vergangenen Woche hat zu teils extremen Temperaturen geführt, die für mehrere Tage Hitzewarnungen in den meisten Bundesländern auslösten. Vor allem alte Menschen und Personen, die im Freien arbeiten mussten, waren besonders belastet. Sogar doppelt belastet, denn in Verbindung mit einer windarmen Hochdrucklage sorgte das Sonnenscheinwetter im ganzen Land auch für eine viel zu hohe Ozonbelastung, wie Daten des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen. Vielfach wurden dabei Werte erreicht, die in den 1980er Jahren in Westdeutschland noch zu amtlichen Warnungen geführt hätten, körperliche Betätigungen im Freien zu vermeiden. Seitdem wurden hierzulande jedoch die Grenzwerte hochgesetzt. Ozonalarm wird nun erst ausgelöst, wenn an einer Messstation in einer Stunde im Durchschnitt 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen wurden.

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt hingegen einen Grenzwert von 100 Mikrogramm pro Kubikmeter, gemittelt über acht Stunden. Damit orientiert sie sich an den besonders gefährdeten Personen wie Kindern oder Menschen mit Atemwegserkrankungen. Schon am Dienstagabend wurde an vielen Stationen dieser Wert überschritten. Vom Mittwoch bis zum Freitag stiegen die Konzentrationen weiter an.

Ozon ist eine sehr instabile und daher chemisch besonders aggressive Verbindung aus drei Sauerstoffatomen, die die Atemwege von Mensch und Tier angreift. »Besonders nach reger körperlicher Aktivität im Freien wurde bei Schulkindern und Erwachsenen eine verminderte Lungenfunktion sowie eine Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit festgestellt«, heißt es auf der Webseite des UBA. Spätestens 48 Stunden nachdem die Personen den hohen Ozonkonzentrationen ausgesetzt waren, seien die Beeinträchtigungen in der Regel vorbei. Allerdings: Wer sich besonders körperlich anstrengt, atmet tiefer ein. Dadurch kann »das Ozon tief in das Lungengewebe vordringen, dort das Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen. Im Gegensatz zur Veränderung der Lungenfunktionswerte bildeten sich entzündliche Reaktionen des Lungengewebes nur teilweise zurück«, so das UBA. Außerdem seien Atemwegs- sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Zusammenhang mit erhöhten Ozonkonzentrationen beobachtet worden.

Auch Pflanzen können geschädigt werden, so dass Ernteausfälle entstehen. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) spricht davon, dass Schäden in Höhe von mehreren Milliarden Euro drohen. Das chemisch sehr aktive und daher nur kurzlebige Gas entsteht bei starker Sonneneinstrahlung aus Methan und Stickoxiden und trägt zusätzlich auch zum Treibhauseffekt bei. Methan ist wichtigster Bestandteil des Erd- wie auch des Biogases, wird in größeren Mengen aus Kuhmägen freigesetzt und entsteht in Faulprozessen unter Luftabschluss. Nach Angaben der DUH kommen zwei Drittel des in Deutschland freigesetzten Methans aus der Landwirtschaft, unter anderem auch aus der Gülle der Schweine- und Rindermastbetriebe. Stickoxide werden von Kraftwerken und Verbrennungsmotoren erzeugt. Laut DUH ist der Verkehr für 39 Prozent der Stickoxidbelastung verantwortlich. Noch immer seien auf deutschen Straßen rund acht Millionen Dieselfahrzeuge mit illegalen Abschalteinrichtungen und daher extrem hohen Stickoxidemissionen unterwegs.

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