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Aus: Ausgabe vom 18.08.2025, Seite 2 / Inland
Lebenserwartung in Ost und West

Wer reich ist, stirbt später

Signifikante Unterschiede in Lebenserwartung zwischen West und Ost
Von Michael Merz
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Im Südwesten hat man mehr von der Rente, finanziell wie in der Lebenserwartung

Fast 35 Jahre nach dem Anschluss der DDR an die BRD differiert die Lebenszeit der Menschen in Ost und West weiterhin sehr stark. Besonders deutlich wird das, vergleicht man die Bundesländer Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. Kaum anderswo in der Republik ist der Unterschied bei der Lebenserwartung Neugeborener so groß. Statistisch gesehen können Männer im Südwesten auf vier Lebensjahre mehr zählen als in dem östlichen Bundesland.

Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken im Bundestag beträgt die Lebenserwartung bei Geburt von Männern in Sachsen-Anhalt 75,49 Jahre – das ist der bundesweit niedrigste Wert. In Baden-Württemberg seien es dagegen 79,64 Jahre. Bei Frauen in den beiden Bundesländern war der Unterschied mit zwei Jahren nicht so groß. Bundesweit betrug die »Lebenserwartung bei Geburt« laut Statistischem Bundesamt 2024 für Männer im Durchschnitt 78,9 Jahre und für Frauen 83,5 Jahre.

»Bei den Männern scheinen die Trends zwischen diesen beiden Bundesländern auseinanderzugehen«, sagte Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungsgruppe Mortalität beim Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung. Um zu Baden-Württemberg aufzuschließen, reiche es nicht aus, dass die Lebenserwartung in Sachsen-Anhalt steige. »Der Fortschritt in der Lebenserwartung in Sachsen-Anhalt müsste wesentlich schneller sein als in Baden-Württemberg.« Das Bundesinstitut verweist auf die Zusammensetzung der Bevölkerung mit Blick auf Bildung, kulturelle Prägung, Altersstruktur. Aber auch Faktoren wie ökonomischer Entwicklungsstand, das Gesundheitswesens und ökologische Bedingungen spielten eine Rolle.

Die aus Sachsen-Anhalt stammende Linke-Bundestagsabgeordnete Janina Böttger kritisierte: »Während wohlhabende Menschen in Baden-Württemberg oder Bayern oft viele Jahre länger leben, haben Menschen in ärmeren Regionen schlechtere Karten – gesundheitlich, sozial und wirtschaftlich.« Diese Ungleichheit sei messbar – und politisch nicht hinnehmbar. Böttger sagte, es sei Aufgabe des Staates, insbesondere in benachteiligten Regionen für einen sozialen Ausgleich zu sorgen. »Der Wohnort darf nicht über Lebenserwartung und Lebenschancen entscheiden.« (Mit Material von dpa)

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