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07.08.2025, 19:15:32 / Ausland

Netanjahu: Israel will vollständige Kontrolle über den Gazastreifen

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Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel

Washington. Israel strebt trotz scharfer Warnungen der Vereinten Nationen die militärische Kontrolle über den gesamten Gazastreifen an. »Wir haben die Absicht dazu«, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Donnerstag dem US-Sender Fox News und bestätigte damit erstmals seit Tagen kursierende Spekulationen. Er fügte hinzu, später solle das Küstengebiet an »arabische Kräfte« übergeben werden, die das Gebiet dann »ordnungsgemäß regieren« sollen. »Wir wollen es nicht behalten«, sagte Netanjahu. »Wir wollen eine Sicherheitsgrenze haben. Wir wollen es nicht regieren. Wir wollen dort nicht regieren.«

Das israelische Militär kontrolliert nach eigenen Angaben derzeit etwa 75 Prozent des Gazastreifens. Der Großteil der rund zwei Millionen Einwohner des Küstengebiets wurde in den vergangenen knapp zwei Jahren mehrfach vertrieben. Helfer hatten zuletzt auf eine Hungersnot in Gaza hingewiesen. Netanjahu steht unter internationalem Druck, einen Waffenstillstand zu erreichen, sieht sich aber auch internen Forderungen aus seiner Koalition ausgesetzt, den Krieg fortzusetzen.

Die Vereinten Nationen hatten Pläne für eine vollständige Kontrolle schon am Dienstag als »zutiefst alarmierend« bezeichnet. »Das Völkerrecht ist in dieser Hinsicht eindeutig: Der Gazastreifen ist und muss ein integraler Bestandteil des künftigen palästinensischen Staates bleiben«, hatte der stellvertretende UN-Generalsekretär Miroslav Jenca gesagt. Die Einnahme des ganzen Gazastreifens durch Israel könne katastrophale Folgen haben und auch das Leben der verbliebenen israelischen Geiseln dort weiter gefährden.

Netanjahu äußerte sich am Donnerstag vor einem Treffen mit seinem Sicherheitskabinett. Dabei sollen Pläne erörtert werden, wie das Militär die Kontrolle über weitere Gaza-Gebiete übernehmen könnte. Die Idee war vor allem von rechtsextremen Ministern in Netanjahus Koalition geäußert worden. Zuletzt hatte es dazu bereits ein angespanntes Treffen mit dem israelischen Militärchef gegeben, der eine Ausweitung des Einsatzes ablehnt. (Reuters/jW)

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