Aus Leserbriefen an die Redaktion

Rente in Kartenform
Zu jW vom 2./3.8.: »Trommelfeuer auf Rentner«
Vielleicht wird ja schon bald ein Teil der Renten in Form von Lebensmittelkarten entrichtet werden. Das wäre ganz nebenbei dann ja auch gleich eine schon früher mehrfach bewährte Methode der Kriegsertüchtigung. Und da wären ja auch noch die raffinierten Kochrezepte von Thilo Sarrazin mit den phantastischen Ernährungs- und Spartipps. Und was für Hartz-IV-Bezieher damals schon mehr als nur ausreichend war, kann doch für Rentner heute nicht zuwenig sein – oder?
Reinhard Hopp, Berlin
Einfluss
Zu jW vom 1.8.: »US-Regierung will Profite in Westsahara subventionieren«
Die Lage ist komplexer, und das fehlt bisher in den jW-Beiträgen. Nach dem Abzug der französischen Truppen aus Afrika versuchen die USA unter Trump, dort ihren Einfluss wieder auszubauen, wobei es nicht nur um den Zugriff auf strategische Rohstoffe nicht nur in Marokko geht, sondern auch darum, ihren Einfluss in Nordafrika und der Sahelzone wiederherzustellen und besonders Westafrika als strategische Region zu festigen. Dazu gehört, dass Washington, um auch in Algerien wieder Fuß zu fassen, seine Haltung zur Westsahara, die Marokko völkerrechtswidrig für sich beansprucht, während Algier am UN-Plan eines Unabhängigkeitsreferendums festhält, prüfen wolle, erklärte Trumps Afrikaberater Massad Boulos am 27. Juli in Algier gegenüber Präsident Abdelmadjid Tebboune.
Trump hatte sich am Ende seiner ersten Amtszeit hinter Marokko gestellt. Vom 9. bis 11. Juli hatte Trump die Präsidenten von Gabun, Guinea-Bissau, Liberia, Mauretanien und Senegal nach Washington eingeladen, um damit, wie unter anderem die Deutsche Welle berichtete, »ein deutliches Zeichen für die Neuausrichtung der amerikanischen Afrikapolitik« zu geben. Die eingeladenen Staatschefs vertreten rohstoffreiche Länder, die fast alle über Gold-, Öl- und Erdgasvorkommen verfügen, einige noch über Mangan, Uran, Eisenerz und auch über die dringend benötigten seltenen Erden, auf die Trump US-amerikanischen Unternehmen den Zugriff sichern will. Dazu waren bereits im Juni 1.500 US-Manager nach Angola gereist, um das weitere Vorgehen zu beraten und vor allem dem wachsenden Einfluss Chinas, das 2024 in der ersten Jahreshälfte mit über 152 Milliarden Euro Afrikas wichtigster Handelspartner wurde, entgegenzuwirken. Frankreich will auch nach seinem Truppenabzug unter anderem seine Position im Uranabbau Nigers, wo es wichtigster Lieferant der EU ist, zu halten. Zwar versuchen die AES-Staaten jetzt bei Uran die Produktion in die eigene Hand zu nehmen und haben die nigrische Staatsfirma Société du Patrimoine des Mines au Niger, die mit der französischen Société des Mines de l’Air in der Saharawüste Nigers größte Uranmine ausbeutet, verstaatlicht. Aber Sopamin hält nur 36,6 Prozent der Anteile, während die staatliche französische Orano-Gruppe in einem bis 2040 laufenden Vertrag 63,4 Prozent besitzt.
Doris Prato, per E-Mail
Entlarvt vor Gericht
Zu jW vom 4.8.: »Hausfriedensbruch und Hochverrat«
Karl Liebknecht kämpfte vor allem mit revolutionärer Leidenschaft gegen die Klassenjustiz seiner Zeit. Dies sowohl als Jurist und Strafverteidiger wie auch als Abgeordneter. Vor allem vor Gericht nutzte er die sich ihm bietenden Gelegenheiten, um den bürgerlichen Rechtsstaat zu entlarven, und bediente sich dabei zugleich der ihm zur Verfügung stehenden rechtlichen Möglichkeiten. Sein Vermächtnis ist in den heutigen Juristenkreisen leider viel zuwenig bekannt und auch nicht Gegenstand der universitären Ausbildung. Vorbilder wie er sind scheinbar nicht erwünscht, Nachahmer schon gar nicht.
Ralph Dobrawa, Gotha
Es war einmal …
Zu jW vom 29.7.: »Zugunfall in Riedlingen«
Früher, vor langer Zeit, man meint schon fast, es sei ein Märchen, waren Landschaftsingenieure bei der Deutschen Bahn beschäftigt. Diese fuhren auf Zügen mit, beobachteten den Bahndamm und machten sich Notizen. Bei den Kollegen nicht immer beliebt, aber wie wir heute sehen, wo es sie nicht mehr gibt, durchaus sinnvoll. Sie konnten rechtzeitig vor fallenden Ästen, unterspülten Bäumen oder rutschenden Hängen warnen. Die kosten einfach zuviel, fand der Vorstand.
Gabriel Toledo, Berlin
Herzenswärme und Menschlichkeit
Zu jW vom 29.7.: »Ein Leben für die Freiheit«
Ich hatte das große Glück, Mikis Theodorakis in Berlin zu begegnen – im Jahr 1987. Die Herzenswärme, diese Menschlichkeit hat mich tief beeindruckt und vor allem geprägt. Schon als Kind malte ich Blumen für Mikis Theodorakis und schickte sie nach Athen. Diese Aktion der Kinder in der DDR war ein greifbares Symbol der Solidarität mit dem damals so geschundenen griechischen Volk. Seine Musik hat mich nie losgelassen. Eines seiner größten Werke ist der »Canto General« – nach den Worten Pablo Nerudas zeigte es einmal mehr, wie Theodorakis dachte und fühlte. Dieses Werk der Solidarität mit Lateinamerika wurde in der DDR zu den unterschiedlichsten Anlässen aufgeführt. Ich hörte es im Palast der Republik, und die Schallplatte steht heute noch bei mir im Schrank. Auch die kleinen Lieder, Hymnen machten Mikis aus. In dem Lied »Nur diese eine Schwalbe« von Odysseas Elytis heißt es: »Stürme und Fröste und Opfer / im geschundenen Land. / Nötig wie Nahrung ist uns / dennoch der Widerstand.« Wir sollten uns in der heutigen Zeit an viele Lieder und vor allem an die Inhalte erinnern. Viele sind aktueller denn je … Und vielen, herzlichen Dank an Gerhard Folkerts für diese wunderbare Darstellung des Lebens des für mich größten Griechen der Neuzeit.
Andreas Eichner, Schönefeld
Schon als Kind malte ich Blumen für Mikis Theodorakis und schickte sie nach Athen. Diese Aktion der Kinder in der DDR war ein greifbares Symbol der Solidarität mit dem damals so geschundenen griechischen Volk.
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