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Aus: Ausgabe vom 29.07.2025, Seite 1 / Ausland
Nahostkonflikt

Konferenz zu Zweistaatenlösung

Vor dem Hintergrund der Hungersnot in Gaza wird über eine Anerkennung Palästinas diskutiert
Von Jörg Tiedjen
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Von der Menge her völlig unzureichend und zudem höchst gefährlich sind jüngste Abwürfe von Lebensmitteln per Fallschirm (28.7.2025)

Während die Hungersnot in Gaza um sich greift, hat am Montag in New York eine Konferenz zur Durchsetzung einer Zweistaatenlösung für Palästina und Israel begonnen. Veranstaltet wird das dreitägige Treffen von Saudi-Arabien und Frankreich. Dessen Staatspräsident Emmanuel Macron hatte vergangene Woche angekündigt, im Herbst einen Staat Palästina anzuerkennen. Die UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, mahnte auf X: Ein solcher Schritt sei zwar konsequent, »auf dem Höhepunkt des Völkermords aber verspätet. Wenn er nicht durch Maßnahmen zur Beendigung der Apartheid und der mit ihr verbundenen Verbrechen untermauert wird, birgt er die Gefahr, von der existentiellen Bedrohung abzulenken, der das palästinensische Volk derzeit ausgesetzt ist.«

Albaneses Mahnung könnte dringlicher kaum sein, zumal mit Israel und den USA zentrale Akteure der Konferenz am New Yorker UN-Sitz fernbleiben. Am Montag sind allein bis zum Nachmittag 41 Menschen in Gaza durch israelischen Beschuss getötet worden, wie die Agentur WAFA mitteilte – trotz von Tel Aviv verkündeter »humanitärer Feuerpausen«. Nach dem Tod eines Babys sei die Zahl der Hungertoten zudem auf 134 angestiegen. Entsprechend hatten UN-Organisationen zwar am Sonntag begrüßt, dass Israel mehr Hilfslieferungen in den Küstenstreifen lassen wolle. Doch unterstrichen sie zugleich, dass sie noch lange nicht ausreichten. Vielmehr brauche es eine »Flut« von Gütern.

Widerstreitende Berichte gibt es darüber, wie viele Lkw tatsächlich Gaza erreichen. Auch am Sonntag wurde von israelischen Siedlern berichtet, die Zufahrten zu dem Küstenstreifen blockieren. Angesichts des Ernstes der Lage haben Jemens Ansarollah (»Huthis«) am Sonntag abend alle Schiffahrtsunternehmen aufgefordert, ihre Geschäfte mit Israel einzustellen, wie der Sender Al-Majadin berichtete. Laut Ansarollah-Sprecher Jahja Sari würden Schiffe von Unternehmen, die gegen diese Anordnung verstießen, überall angegriffen, wo jemenitische Raketen und Drohnen sie erreichen könnten.

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  • Leserbrief von Eva Ruppert aus Bad Homburg (31. Juli 2025 um 11:21 Uhr)
    Deutsches Alibi statt Hilfe:
    Vor nicht allzu langer Zeit wurden propagandistisch bundesweit im Namen von »Demokratie« Tausende auf die Straße geschickt. Wo sind sie heute, angesichts eines seit Monaten andauernden Völkermords in Gaza? Eine Zweistaatenlösung ist vorläufig nicht in Sicht! – Während die EU-Kommissionspräsidentin geradezu demütig mit dem amerikanischen Präsidenten »Verhandlungen« über Wirtschaftszölle führt,
    lässt der Kanzler der BRD von Jordanien aus Flugzeuge in das total zerstörte Gaza starten, mit Hilfsgütern, die über den Verhungernden abgeworfen werden sollen! Eine irrsinnige Vorstellung! Statt dessen müssten sofort alle Waffenlieferungen an Israel gestoppt und Hilfslieferungen aus der EU mit Eiltransportern zu den Menschen geschickt werden! Was der Kanzler mit besorgter Miene heute entschied, ist ein hilfloses Alibi, keine echte Hilfe! Die Menschen, die dort täglich, nein, stündlich sterben, gehen auch auf das Konto dieser CDU/SPD- Regierung.
    Wann gibt es einen Aufruf, für »Menschenrechte« auf die Straße zu gehen?
  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (29. Juli 2025 um 09:36 Uhr)
    Bereits 1947 verabschiedete die UNO einen Beschluss zur Schaffung eines jüdischen und eines arabischen Staates in Palästina – die Grundlage einer Zweistaatenlösung existiert also seit langem. Das Problem war und ist nicht das Fehlen eines Beschlusses, sondern dessen mangelnde Durchsetzung. Auch heute bleibt ungewiss, ob sich daran etwas ändert. Eine Anerkennung Palästinas durch weitere Staaten mag politisch symbolisch wichtig sein, doch für die tatsächliche Errichtung eines souveränen palästinensischen Staates reicht sie allein nicht aus. Ohne wirksame Maßnahmen zur Beendigung von Besatzung, Apartheid und Gewalt bleibt auch diese Initiative letztlich unvollständig.

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