Chinapfanne
Von Maxi WunderWir machen uns ein bisschen Sorgen um Udo, der sich neuerdings in positives Denken reinsteigert. »Wie kannst du annehmen, dass sich die Dinge politisch zum Besseren wenden, Udo? Die Rüstungsindustrie ist an der Macht, Europa wird von Brüssel ausgeplündert und als Kanonenfutter spendiert, ein Menschenleben im Nahen Osten ist einen Dreck wert, und du erzählst, alles wird gut?! Und was ist das hier?!« Roswitha hält eine unscheinbare Packung in die Luft, die sie Udos Einkaufstüte entnimmt. »Igitt! Sieht aus wie gigantische Spermien. Das ess’ ich nicht!« Bei dem weiß-grünlichen Gekräusel, über das sich eine Frischhaltefolie spannt, handelt es sich um Mungbohnensprossen. »Nun sei doch nicht so prüde, Rossi«, lenke ich ein, »in Indien wird die eiweißreiche Kost seit Tausenden von Jahren zubereitet, und die Inder sind entsprechend gut in …« – »In was?« – »In Mathe.« – »Danke, ich kann schon zählen«, meint Rossi. »Das ist es ja … Nach genau 80 Jahren bekommen wir wieder Faschismus, diesmal werden uns wahrscheinlich die Chinesen befreien. Und dann?«
Chinapfanne
Für das Gemüse zwei große Möhren, zwei kleine Lauchzwiebeln, zwei normale Zwiebeln, 150 g Bambussprossen, eine Paprikaschote, 150 g Chinakohl, 150 g Brokkoli und 150 g Mungbohnensprossen waschen, putzen bzw. schälen. Vier Mu-Err-Pilze waschen, in reichlich Wasser 15 Minuten kochen, klein schneiden. Die Möhre schräg in dünne Scheiben schneiden. Die Lauchzwiebeln quer in zwei cm breite Stücke, die Bambussprossen und die Paprikaschote in Streifen, Chinakohl in daumenbreite Streifen schneiden. Die Brokkoliröschen halbieren, zwei Zwiebeln in Ringe und eine große Knoblauchzehe in feine Scheiben schneiden. 300 g Basmatireis in Salzwasser gar kochen. Raffiniertes Erdnussöl im Wok erhitzen. Alles Gemüse bei starker Hitze darin braten, bis es gar, aber noch knackig ist, zuletzt die Pilze und die Sprossen unterrühren. Mit Sojasoße, etwas Zucker, einer Prise Ingwerpulver, Chili- und Korianderpulver würzen. Eine Tasse Gemüsebrühe angießen, eventuell mit etwas Stärkemehl binden. Aufkochen lassen, abschmecken und das Gemüse mit dem Reis servieren.
»Dann lernen wir Chinesisch und stellen fest, dass das Schriftzeichen für ›Krise‹ aus den Elementen ›Gefahr‹ und ›Chance‹ besteht – asiatische Weisheit, realistisch und positiv zugleich«, freut sich Udo. Ich weiß auch was: »Vom Standpunkt der ökonomischen Bedingungen des Imperialismus, d. h. des Kapitalexports und der Aufteilung der Welt durch die fortgeschrittenen und ›zivilisierten‹ Kolonialmächte, sind die Vereinigten Staaten von Europa unter kapitalistischen Verhältnissen entweder unmöglich oder reaktionär. Lenin.« – »Ohne Luft zu holen, Applaus! Das hast du auswendig gelernt«, lästert Rossi. »Die Vorsitzende von diesem Verein, Frau vdL, ist sogar beides: unmöglich und reaktionär. Aber Schlaumeiertum hilft uns nicht weiter … Was macht der denn schon wieder?!« Udo schüttet Wasser in ein Glas mit Mungbohnen. »Rossi, lass dich nicht verdrießen. Lass lieber keimen und sprießen! Zum Beispiel für eine koreanische Bibimbap-Bowl.« – Nächstes Wochenende in dieser Zeitung.
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