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Aus: Ausgabe vom 26.07.2025, Seite 3 (Beilage) / Wochenendbeilage

Angriff des Faschismus

Vom 25. Juli 1935 bis zum 20. August 1935 tagte in Moskau der VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale. Auszug aus dem Referat von Palmiro Togliatti
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Parade zum 1.Mai 1936 auf dem Roten Platz in Moskau: Ein riesiger Hai symbolisiert den aggressiven Faschismus. Über dem Hakenkreuz stehen die Worte »Im Prinzip bin ich für den Frieden«

Wir stellen uns die Aufgabe aufzuzeigen, von welcher Seite her heute die Kriegsgefahr konkret droht, wer im gegenwärtigen Augenblick die Kriegstreiber sind, was für einen Krieg sie entfesseln wollen und bereits vorbereiten. Um diese Fragen zu beantworten, müssen wir unsere Aufmerksamkeit auf folgende drei Haupttatsachen richten:

1. den machtvollen Aufstieg der Sowjetunion;

2. den Angriff der japanischen Soldateska auf den Fernen Osten;

3. den Vorstoß des Faschismus in Europa und insbesondere in Deutschland. (…)

Die Entwicklung der Kräfte der Revolution bildete immer eines der Elemente, die auf die internationalen Beziehungen den stärksten Einfluss ausübten. Aber der gegenwärtige Aufstieg der Sowjetunion – das ist eine Erscheinung neuer Art, deren historische Bedeutung den Rahmen all dessen übersteigt, was wir aus der ganzen Geschichte der Vergangenheit kennen. (…) Die technische Ausrüstung der Sowjetunion als Ergebnis der siegreichen Vollendung des ersten Fünfjahrplans und der Durchführung der ersten Hälfte des zweiten Fünfjahrplans gestattet es, der Perspektive eines möglichen Überfalls der imperialistischen Länder im vollen Vertrauen auf die eigenen Kräfte zu begegnen. (…)

Die aggressivste imperialistische Macht, die fieberhaft den Krieg vorbereitet, die bereits Krieg führt, ist zweifellos Japan. Seit 1931 hat der kriegerische japanische Imperialismus es unternommen, die Weltkarte mit Waffengewalt zu verändern. Nach der militärischen Eroberung der Mandschurei ist der japanische Imperialismus zur Besetzung Nordchinas übergegangen und gibt offen seine Absicht kund, sein Protektorat über ganz China aufzurichten. (…) Bekanntlich gestaltet sich das Kräfteverhältnis im Fernen Osten gegenwärtig derart, dass ein Krieg gegen die Sowjetunion für Japan zu einer außerordentlich schweren Angelegenheit wird, dessen Ausgang selbst einem Teil der japanischen Generalität durchaus nicht als gewiss erscheint. Andererseits jedoch treibt die wachsende Macht der Sowjetunion und der Roten Armee die aggressivsten japanischen Militaristen an, jeden Aufschub eines Krieges zu vermeiden (…).

Genossen! Der Sieg des Faschismus in Deutschland und in einer Reihe anderer Länder Europas sowie der allgemeine Vorstoß des Faschismus – das ist die dritte neue Tatsache, die die gegenwärtig entstandene internationale Lage kennzeichnet und auf die ich eure Aufmerksamkeit lenken möchte. Der Angriff des Faschismus – das ist die reaktionärste Antwort des verfaulenden Kapitalismus auf den Sieg des Sozialismus im Lande der Diktatur des Proletariats. Er ist mit der stärksten Zuspitzung des Klassenkampfes und folglich auch mit einer äußersten Verstärkung der Kriegsgefahr aufs engste verflochten. Genosse Stalin hat wiederholt unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache gelenkt, dass die faschistische Diktatur eine der Formen der Organisierung des Hinterlandes der Bourgeoisie für einen neuen Krieg darstellt. (…)

Der Sieg des deutschen Nationalsozialismus, der aggressivsten Spielart des Faschismus, ist nicht bloß der Sieg einer Partei, die sich auf den zügellosesten Chauvinismus stützt und sich die Entfesselung eines Krieges als ihr unmittelbares Ziel setzt. Er ist auch der Sieg einer Partei, die ganz unverhohlen erklärt, dass ihr nächstes Ziel der konterrevolutionäre Krieg gegen die Sowjetunion, gegen die revolutionäre Bewegung der Arbeiterklasse und gegen die nationale Befreiungsbewegung der unterdrückten Völker in der ganzen Welt ist. (…)

Die Ziele der Außenpolitik des »Dritten Reiches« des Faschismus sind so klar und unzweideutig ausgeprägt, dass man sich diesbezüglich in keinerlei Zweifel befinden kann. »Damit ziehen wir Nationalsozialisten«, schreibt Hitler, »bewusst einen Strich unter die außenpolitische Richtung unserer Vorkriegszeit. Wir setzen dort an, wo man vor sechs Jahrhunderten endete. Wir stoppen den ewigen Germanenzug nach dem Süden und Westen Europas und weisen den Blick nach dem Land im Osten. Wir schließen endlich ab die Kolonial- und Handelspolitik der Vorkriegszeit und gehen über zur Bodenpolitik der Zukunft. Wenn wir aber heute in Europa von neuem Grund und Boden reden, können wir in erster Linie nur an Russland und die ihm untertanen Randstaaten denken.« (…)

Die Tatsache, dass in dem Lande, dessen Einwohnerzahl die jedes anderen Staates des kapitalistischen Europas übertrifft, eine Partei an der Macht steht, die mit einer solchen Schärfe das Problem des Krieges in den Vordergrund rückt, eines Krieges, dessen Ziel die Vernichtung des Landes der siegreichen proletarischen Revolution ist – diese Tatsache muss heute im Mittelpunkt unserer Aufmerksamkeit, im Mittelpunkt unserer Tätigkeit stehen.

Ercoli (Togliatti): Die Vorbereitung des imperialistischen Krieges und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale. Referat auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale (1935).

Hier zitiert nach: Wilhelm Pieck/Georgi Dimitroff/Palmiro Togliatti: Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunisten im Kampf für die Volksfront gegen Krieg und Faschismus. Dietz-Verlag, Berlin 1957, Seiten 190–200

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