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Aus: Ausgabe vom 24.07.2025, Seite 9 / Kapital & Arbeit
Zollstreit

USA und Japan haben einen Deal

15 statt 25 Prozent Zölle auf Importe. Angeblich investiert Nippon 550 Milliarden in den Staaten
Von Jörg Kronauer
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Japans Premier Ishiba Shigeru ist sich mit seinem Handelspartner rasch einig geworden (Tokio, 23.7.2025)

Die Vereinigten Staaten und Japan haben sich auf ein Handelsabkommen zur Einstellung des Zollkriegs der USA gegen ihren ostasiatischen Verbündeten geeinigt. Dies teilte US-Präsident Donald Trump am Dienstag (Ortszeit) via Social Media mit. Demnach müssen künftig nicht, wie zunächst angedroht, Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Importe aus Japan gezahlt werden, sondern nur Zölle in Höhe von 15 Prozent. Das gilt auch für Autos, Japans Exportgut Nummer eins. Lediglich auf Stahl und Aluminium wird Washington weiterhin Zölle in Höhe von 50 Prozent erheben, um die im internationalen Vergleich als wenig effizient geltende US-Stahlindustrie zu schützen; Stahl ist als Grundstoff für die Rüstungsindustrie unersetzbar. Trump zufolge wird Tokio zudem den Zugang zum japanischen Markt für Kfz und bestimmte landwirtschaftliche Produkte erleichtern, darunter Reis. Schließlich behauptete Trump, Japan habe zugesagt, 550 Milliarden US-Dollar in den USA zu investieren. Das Land ist schon heute mit einem Investitionsbestand von über zwei Billionen US-Dollar der größte ausländische Direktinvestor in den Vereinigten Staaten.

Japans Ministerpräsident Shigeru Ishiba wie auch sein Chefunterhändler Ryosei Akazawa bestätigten den Abschluss der Verhandlungen. Ishiba teilte allerdings auch mit, er habe den Text des Abkommens soeben erst erhalten und werde ihn nun sorgfältig studieren. Dieser Umstand ist für die Einschätzung der Vereinbarung womöglich wichtig. Trump hatte nach dem Abschluss eines Handelsabkommens mit Vietnam öffentlich Zölle in Höhe von 20 Prozent für das Land verkündet, während die Delegationen beider Seiten sich zuvor auf elf Prozent geeinigt hatten. Niemand kann ausschließen, dass Trump mit anderen Ländern ebenso umspringt. Offenbar zumindest aktuell nicht korrekt ist Trumps Behauptung, Japan habe zugesagt, ein Joint Venture zur Entwicklung eines Flüssiggasprojekts in Alaska einzugehen. Dort wird über ein 44 Milliarden US-Dollar schweres Vorhaben diskutiert, das Erdgas aus Alaskas Norden per Pipeline an seine Südküste leiten soll, von wo es per Schiff nach Asien transportiert würde. Die zwei größten japanischen Flüssiggasimporteure, JERA und Tokyo Gas, haben prinzipiell Interesse. JERA wollte allerdings einen möglichen Deal explizit nicht bestätigen; bei Tokyo Gas hieß es sogar, man habe damit gar nichts zu tun.

Die Börse in Tokio reagierte erleichtert. Die Vereinigten Staaten sind Japans bedeutendster Absatzmarkt; höhere US-Zölle – und solche hatten zuletzt nicht wenige befürchtet – hätten die Wirtschaftsleistung des Landes laut Einschätzung von Ökonomen um bis zu einen Prozentpunkt senken können. So schlimm dürfte es nun nicht kommen. Entsprechend schnellte nach Bekanntwerden der Vereinbarung der Nikkei-Index um 3,5 Prozent in die Höhe und erreichte seinen höchsten Stand seit Juli 2024.

Unzufriedene Äußerungen waren aus der Kfz-Branche in den Vereinigten Staaten zu hören. Dort wurde darauf hingewiesen, dass für Autoimporte aus Kanada und Mexiko immer noch Zölle von 25 Prozent gelten. Damit sind US-Konzerne jetzt schlechter gestellt als ihre Konkurrenz aus Japan und aus Großbritannien, das schon zuvor ein Handelsabkommen mit der Trump-Administration geschlossen hatte.

Ungewiss sind die langfristigen Folgen des US-Zollkriegs. Am Mittwoch hielt sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu einem EU-Japan-Gipfel in Tokio auf. Zu den Gesprächsthemen gehörte auch die Frage, wie man langfristig damit umgeht, dass die USA immer stärker nicht nur ihre Gegner, sondern auch Verbündete ausplündern. Einige in der EU plädieren dafür, strategisch neue Allianzen zu knüpfen – mit prowestlichen Staaten, aber ohne die USA.

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