Klein, aber blau
Von Marc Hairapetian
Schlumpf hier nicht so rum?!« – Auf Schlumpfsprache haben Regisseur Chris Miller und Drehbuchautorin Pam Brady für »Die Schlümpfe – Der große Kinofilm« beinahe ganz verzichtet. Peyo (Pierre Culliford, 1928–1992), Erfinder unserer blauen Freunde, wäre auch aus anderen Gründen eher nicht begeistert.
Seit 1958 erfreuen sich die Schlümpfe, blaue Haut, weiße Klamotten, weltweiter Beliebtheit. Zusammen mit »Tim und Struppi«, »Asterix« oder »Lucky Luke« zählen sie zum großen frankobelgischen Comic-Kulturgut. Die Magazinreihe wird bis heute fortgesetzt, es gibt sie als Zeichentrickfiguren, aus Plastik zum Spielen, für die Playstation, besungen in Liedern (»Warum seid ihr denn so klein? – Halt dein Maul, du dummes … – Lala-lalalalalalalala«, Otto Waalkes).
Im Kino waren sie längst zu sehen, etwa handgezeichnet in »Die Schlümpfe und die Zauberflöte« von 1975. Das jüngste Schlumpf-Werk ist ein Mix aus Realszenen und Computeranimation. Und sehr überdreht, inszeniert wie unter mittelschwerem Drogeneinfluss. Die Geschichte selbst ist Banane: In Schlumpfhausen öffnet sich eines Tages ein Portal am Himmel, Papa Schlumpf (Stimme: John Goodman/Uwe Ochsenknecht) wird eingesaugt. Schlumpfine (Rihanna/Patricia Meeden) macht sich mit ein paar Gefährten auf zur Rettung in die reale Welt. Hier halten der fiese Hexer Gargamel und sein noch fieserer Bruder Razzamel (beide: JP Karliak/Rick Kavanian) Papa Schlumpf gefangen. Der Oberschlumpf soll ein Zauberbuch rausrücken. Auf ihrer Reise treffen die Schlümpfe auf Papa Schlumpfs Brüder Ken und Ron. Nicht allein Papa Schlumpf, das ganze Universum ist in Gefahr.
Eine lehrreiche Mission Impossible, bei der die Schlümpfe einiges über sich und ihre wahre Bestimmung lernen, leider bleibt die Figurenzeichnung eher blass. Meckerschlumpf, Brillenschlumpf und der, hey, Influencer-Schlumpf werden vorgestellt, tragen aber nix zum Geschehen bei. Die Gesangseinlagen klingen wie Musical-Stangenware. Action gibt es reichlich, Humor nicht. Einen Schlumpf-Film für die ganze Familie zu drehen, wurde allemal verschlumpft.
»Die Schlümpfe – Der große Kinofilm«, Regie: Chris Miller, USA 2025, 92 Min., bereits blau angelaufen
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