Gegründet 1947 Freitag, 4. Juli 2025, Nr. 152
Die junge Welt wird von 3019 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 04.07.2025, Seite 2 / Ausland
Entwicklungszusammenarbeit

Magere Bilanz in Sevilla

UN-Konferenz endet mit blumigen Erklärungen und weniger Mitteln
Von Jörg Tiedjen
imago823945070.jpg
Am Rande der Konferenz demonstrierten NGOs und Aktivisten unter anderem für einen weltweiten Schuldenschnitt (Sevilla, 3.7.2025)

Mit »Gute Miene zum bösen Spiel« könnte man überschreiben, was bei der 4. Internationalen Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung herausgekommen ist, die von Montag bis Donnerstag im spanischen Sevilla stattfand. »Die menschlichen Folgen der steigenden Schuldenlast, der eskalierenden Handelsspannungen und der drastischen Kürzungen der öffentlichen Entwicklungshilfe sind diese Woche deutlich zutage getreten«, sagte die stellvertretende UN-Generalsekretärin Amina Mohammed in ihrer Abschlussrede. »Doch vor diesem ernüchternden Hintergrund hat die Konferenz von Sevilla eine starke Antwort geliefert: ein einheitliches Abschlussdokument, das sich auf Lösungen konzentriert, die zeigen, dass multilaterale Zusammenarbeit nach wie vor wichtig ist und funktioniert.«

Tatsächlich waren 15.000 Teilnehmer zusammengekommen, darunter fast 60 Staats- und Regierungschefs, um laut Pressemeldung vom Donnerstag auf mehr als 470 Neben- und Sonderveranstaltungen und Sitzungen wie einem internationalen Wirtschaftsforum oder einer Investitionsmesse über Wege aus der Finanzierungskrise für internationale Entwicklungs- und Hilfsprojekte zu suchen. Doch so phantasievoll die Liste der beschlossenen Maßnahmen und Initiativen zur Umschuldung und zur Akquise neuer Mittel auch scheinen mag: Die Lücke von jährlich vier Billionen US-Dollar, die durch Streichungen und finanziellen Kahlschlag insbesondere in Donald Trumps USA und in anderen Industrienationen entstanden ist, dürfte kaum zu schließen sein.

Hinzu kommt Kritik, wie sie zum Beispiel der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) am Mittwoch in einem Statement vortrug. Demnach begrüßt der IGB zwar die Forderung nach einer Lösung der Schuldenkrise zahlreicher Länder des globalen Südens unter der Ägide der UNO. Auf der anderen Seite bedauert der IGB, dass die Frage nach einem »Lohn, der zum Leben reicht«, das Thema Arbeitsschutz und auch die Klimakrise nur unzureichend auf der Konferenz angegangen worden seien. Man habe es noch nicht einmal fertiggebracht, sich klar für ein Ende der Nutzung fossiler Brennstoffe auszusprechen. Obwohl das in dem aufgrund der Hitze immer lebensfeindlicher werdenden Sevilla mit Temperaturen von am Donnerstag knapp unter 40 Grad eigentlich nahegelegen hätte.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.

Ähnliche:

  • Auch die Staatsverschuldung der ärmsten Länder ist ein drängende...
    01.07.2025

    Kein Brot für die Welt

    UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung in Sevilla: Große Industrienationen haben ihre Ausgaben für nachhaltige Entwicklung weltweit erheblich gekürzt
  • Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt: Die Außenminister Marokkos...
    25.04.2025

    Verleumdung eingestanden

    Westsahara: Washington Post korrigiert Artikel über Polisario-Front. UN-Gesandter fordert Offenlegung von »Autonomieplan«
  • Wegen mangelnder Finanzierung musste das WFP die Rationen für ge...
    03.08.2024

    »Unser Ziel ist die Rückkehr in unser Land«

    Westsahara: Über die humanitäre Situation in den Flüchtlingslagern der Sahrauis, die Arbeit der Vereinten Nationen und den Krieg mit Marokko. Ein Gespräch mit Buhubeini Yahia

Regio:

Mehr aus: Ausland