USA wollen Kuba brechen
Von David Siegmund-Schultze
Ständige Stromausfälle, stundenlanges Anstehen für Essen, fehlende Medikamente: Das Leid der Kubaner aufgrund der 1962 in Kraft getretenen US-Wirtschaftsblockade hat sich in den vergangenen Jahren stetig verschlimmert. Am Montag hat die Regierung in Washington die Sanktionen gegen Kuba aufs Neue intensiviert. In dem von US-Präsident Donald Trump unterzeichneten Memorandum werden unter anderem eine noch striktere Durchsetzung von Reiserestriktionen verordnet und die Beschränkungen von Überweisungen verschärft. »Es besteht kein Zweifel, dass wir unter der Führung von Präsident Trump das unrechtmäßige kubanische Regime zur Rechenschaft ziehen werden«, sagte Außenminister Marco Rubio. Auch andere Hardliner freuten sich: »Wir müssen dem Regime den Sauerstoff abschneiden«, so Carlos Giménez, republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus.
Der Schritt »verstärkt die Aggression und die Wirtschaftsblockade, die das gesamte kubanische Volk bestraft und das Haupthindernis für unsere Entwicklung ist«, reagierte Kubas Außenminister Bruno Rodríguez. In einer Stellungnahme seiner Behörde vom Dienstag (Ortszeit) heißt es, das Memorandum sei ein schwerer Verstoß gegen Kubas Souveränität. Dass das Embargo unrechtmäßig ist, sieht auch fast die gesamte Staatenwelt so: Seit 30 Jahren stimmt die UN-Generalversammlung Jahr für Jahr nahezu einstimmig dagegen – mit der Ausnahme der USA und Israels. Weil die US-Sanktionen auch Dritte treffen, die mit Kuba Handel treiben wollen, verstoßen sie gegen internationales Recht.
Das Memorandum stellt eine verschärfte Neuauflage der Sanktionen dar, die Trump zu Beginn seiner ersten Amtszeit 2017, verabschiedet hatte. Und es setzt eine Politik fort, die Kubas wichtigste Einnahmequellen treffen will: Warenexport, Überweisungen von Kubanern aus dem Ausland und Tourismus. Aus Angst vor den hohen US-Strafen und wegen der Uneindeutigkeit der Vorschriften schrecken außerdem viele ausländische Unternehmen davor zurück, mit Kuba Handel zu treiben oder in dem Land zu investieren – obwohl das eigentlich legal ist. Angesichts der Gefahr, vom Zugang zum US-Finanzsystem suspendiert zu werden, wollen die meisten internationalen Banken kein Risiko eingehen. Aufgrund der 2017 erlassenen Sanktionen hätten viele Banken ihre Geschäfte mit dem Land eingestellt, »einschließlich legitimer Überweisungen für den Kauf von Lebensmitteln, Medikamenten und Gütern für die Bevölkerung«, so die UN-Sonderberichterstatterin Alena Douhan in einer Pressemitteilung im Juli 2024.
Die Folgen von alldem sind Einbruch der Tourismus- und Lebensmittelindustrie, Abwanderung, Devisenmangel und Inflation. Gleich zu Beginn seiner zweiten Amtszeit hatte Trump deutlich gemacht, diese Entwicklung noch befeuern zu wollen. Im Januar setzte er Kuba wieder auf die Liste »terrorunterstützender Staaten« – was die Möglichkeit internationaler Finanztransaktionen abermals erschwert. Gleiches gilt für die Wiedereinführung der »Cuban Restricted List« Anfang Februar, wodurch Überweisungen von Auslandskubanern und ausländische Investitionen erheblich eingeschränkt wurden. Doch: Der Versuch, »den Sozialismus zu zerstören und die kubanische Wirtschaft zum Kapitalismus zu bekehren«, sei vergebens, heißt es in der Stellungnahme des Außenministeriums in Havanna vom Dienstag.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (3. Juli 2025 um 01:17 Uhr)Kann nicht endlich begriffen werden, dass nicht den USA (schon diese Bezeichnung ist unsinnig), sondern die jeweils in diesem Zentralherrschaftsbereich Washington, District of Columbia, Regierenden = derzeit bis auf Abruf den Regierenden bisher seit dem 6. August 1945 der mächtigste Terroranschlag der Menschheitsgeschichte gelungen ist? Unvorstellbar: Drei Tage später als Nachschlag der Massenmord in Nagasaki! Stellt sich uns allen die Frage, wer der übelste Terrorstaat seit 80 Jahren sein könnte? Die Massaker der freundlich-bekifften Killer (»Platoon« etc.) verblassen, wenn Charlie Sheen im Nachbau des Vietnam- und Laos- und Kambodschamordens in die Kamera lächelt: Charlie Harper hats ausgebügelt. – Die UNO-Abstimmungen zum Schützen des kubanischen Volkes sind bedeutungslos? Stellt sich die Frage: Warum anreisen, wenn jedeR auch zu Hause an die Leertaste ankommt? Und die beschworene westliche Wertedemokratie bedeutungslos wird, wenns den Herrschenden der USA nicht passt und nur diese einzige Person im Amt zustimmt, die sich auch einen internationalen Haftbefehl verdient hat. Aber, noch besser: Der Innenminister der Bundesrepublik Deutschland wird ihr erster ausländischer Gast. Find ich prima! Ist doch gut zu wissen, mit welcher herrschenden juristischen Auffassung mein Herr Dobrindt für uns durch die Welt reist.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Andreas E. aus Schönefeld (2. Juli 2025 um 20:57 Uhr)Und weiter geht die Landnahme. Innerhalb eines halben Jahres: Grönland, Kanada, Panama, der Golf von Mexico wird einfach so in Golf von Amerika umbenannt, die Unterstützung des israelischen Regimes gegen die Palästinenser, Bomben auf den Iran – und nun wieder Kuba. 340 Millionen US-Amerikaner gegen 11 Millionen kubanische Bürger. Warum fühlt sich dieser POTUS im Weißen Haus so von Kuba bedroht? Oder will er die Tourismuszentren sowohl an der karibischen Küste als auch auf der Atlantikseite zu einem noch größeren Mar-a-Lago entwickeln? Nein – in diesem kleinen Land, dieser so wunderschönen Insel, grassiert eine »Seuche« – die Seuche des Kommunismus. Und seit John F. Kennedy ist den Machthabern im Weißen Haus in Washington dieses Land ein Dorn im Auge. Es lässt sich nicht niederringen, trotz Schweinebucht 1962, trotz der Terrorangriffe auch persönlich auf Fidel Castro, trotz Blockaden und Sanktionen. Ja, dem kubanischen Volk geht es nicht gut – aber warum? Die völkerrechtswidrigen Sanktionen der USA und ihrer Vasallen sorgen dafür. Andere Völker wären längst zusammengebrochen – das kubanische Volk wehrt sich! Und unsere Pflicht ist Solidarität mit Kuba, denn die Sanktionen gegen das aggressive US-amerikanische Regime werden nicht kommen. Kuba für immer – Sozialismus für immer. Oder auf spanisch: Cuba por siempre, socialismo por siempre …
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