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Aus: Ausgabe vom 14.06.2025, Seite 8 / Ansichten

»Bibis« Traum wird wahr

Israel startet Angriff auf Iran
Von Karin Leukefeld, Beirut
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Israels Angriff traf auch Wohngebäude und Zivilisten in Irans Hauptstadt Teheran (13.6.2025)

Krieg an sieben Fronten« hat Benjamin Netanjahu versprochen, nachdem die israelische Luftwaffe im September 2024 den Generalsekretär der libanesischen Hisbollah, Hassan Nasrallah, mit mehr als 80 Tonnen Sprengstoff getötet hatte. Eigentlich wollte die Armee nur 40 Tonnen Sprengstoff einsetzen, erzählte der damalige Verteidigungsminister Joaw Gallant in einem Interview mit dem israelischen Sender Kanal 12. Er habe angeordnet, sie sollten die doppelte Menge nehmen, was geschah.

Angeblich werde Israel an sieben Fronten angegriffen und müsse sich wehren, so Netanjahu. Für das »wiederauferstehende Israel« müsse man daher an sieben Fronten kämpfen. Ein Völkermord in Gaza, Zerstörung im besetzten Westjordanland, Krieg gegen Libanon, Angriffe in Syrien, Bomben auf Jemen, Irak und nun der Iran.

Es mangelt nicht an Waffen, nicht an Munition, es mangelt nicht an Geldgebern, die Netanjahu preisen, dessen Armee alle in Grund und Boden bombt, die sich dem »wiederauferstehenden Israel« nicht unterwerfen. Es mangelt nicht an Vetos der USA im UN-Sicherheitsrat, nicht an Unterwerfungsgesten auch in Deutschland, wo der ehemalige Bild-Chefredakteur und Blogger Julian Reichelt Israel bescheinigt, es sei richtig, Kinder in Gaza zu töten.

Von dem Krieg gegen Iran haben »Bibi« Netanjahu und seine Gefolgschaft seit Jahren geträumt. Niemals dürfe der Iran die Atombombe bekommen, begründet Israels Premier den »präventiven« Angriff auf zivile, militärische und nukleare Infrastruktur und Personen des Landes. Tatsächlich entwickelt der Iran ein ziviles Atomprogramm, was sein Recht ist, und kooperiert mit der Internationalen Atomenergiebehörde IAEO. Israel dagegen, seit den 1960er Jahren einzige Atommacht in der Region mit US-amerikanischer und französischer Hilfe, verweigert die Kooperation mit der IAEO. Israel respektiert nicht die Vereinten Nationen, nicht die UN-Charta, nicht internationales Recht.

Der Angriffsplan war am Montag aktiviert und der US-Administration präsentiert worden, die Personal in den militärischen Stützpunkten und Botschaften der Region reduzierte. Nun gibt es »kein Zurück«, wie der israelische Armeechef Eyal Zamir in der Angriffsnacht sagte. Wer immer sich Israel jetzt in den Weg stelle, werde »einen hohen Preis bezahlen«. Angeblich wird die nächste, »noch brutalere« Angriffswelle vorbereitet, wie US-Präsident Donald Trump sagte, dessen Regierung angeblich nichts mit der Attacke auf Iran zu tun haben will. Trump fordert Teheran auf, einen Deal zu machen, bevor nichts mehr von Iran übrig sei. Doch der israelische Angriff könnte das angegriffene Land endgültig davon überzeugen, dass es zum eigenen Schutz besser wäre, Atomwaffen zu haben. Das gleiche gilt für die Golfstaaten, die ebenfalls Atomprogramme entwickeln.

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  • Leserbrief von Istvan Hidy aus Stuttgart (15. Juni 2025 um 10:16 Uhr)
    Israel kämpft an zu vielen Fronten gleichzeitig – Gaza, Libanon, Syrien, Jemen, Westjordanland, Irak und jetzt Iran. Für ein Land mit begrenzter Bevölkerung, Wirtschaftskraft und Ressourcen ist das eine gefährliche Überdehnung. Selbst mit westlicher Unterstützung droht strategischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Kollaps. Zudem verschärft Israels Vorgehen die regionale Lage, provoziert Gegenschläge und treibt Länder wie Iran oder Golfstaaten eher zur Entwicklung von Atomwaffen – also genau das, was Israel verhindern will. Dieser Kurs ist militärisch riskant, politisch isolierend und langfristig selbstzerstörerisch, weiterhin zahlen den Preis für den Krieg nicht nur Iran und Israel!

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