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Aus: Ausgabe vom 11.06.2025, Seite 10 / Feuilleton

Ferres, Mitić

Von Jegor Jublimov
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Vorzeigeindianer: Gojko Mitić (r.) neben seinem Westpendant Pierre Brice (1964)

Sie stand nicht im Mittelpunkt und spielte doch eine Hauptrolle: Im Fernsehdreiteiler »Die Manns« von 2001 gab Veronica Ferres die aus proletarischem Milieu stammende zweite Ehefrau von Heinrich Mann – den nicht nur manche Linke als den klarsichtigsten und sprachmächtigsten Autor der Schriftstellerfamilie ansehen. Auch wenn Nelly Mann, die sich bis zur Erschöpfung für ihren Mann aufopferte, im Film zu einseitig dargestellt wird, gelang Ferres doch eine feine Charakterzeichnung. Als die von der Gesellschaft verkannte Ehefrau des Geheimrats Goethe hatte sie 1999 eine ähnliche Rolle in dem Film »Die Braut«, einem Achtungserfolg von Ex-Defa-Regisseur Egon Günther.

Die aus einer Solinger Kartoffel- und Kohlenhändlerfamilie stammende Ferres hatte ihre ersten Schritte vor der Kamera bei Jürgen Klauß, Karin Hercher und Celino Bleiweiß getan, die alle aus der DDR kamen. Nachdem sie 1992 in Helmut Dietls oscarnominierter Satire »Schtonk!« aufgefallen war, folgte 1996 Sönke Wortmanns »Superweib«. In der Folge machte sie auch international Karriere, spielte etwa neben John Malkovich, Christopher Lambert oder Pierce Brosnan, engagierte sich sozial und wurde 2020 sogar von der damaligen Linke-Bundestagsabgeordneten Sevim Dagdelen für den Film »Meister des Todes 2« über Waffenhändler gelobt. Ob Ferres heute noch in Kohlenhändlerkreisen verkehrt, ist ungewiss. Ihren 60. Geburtstag hat sie am Dienstag an der Seite von Ehemann Carsten Maschmeyer begangen, dem berüchtigten Finanzjongleur.

»Gojko Mitić spielt den Helden mit Gelassenheit, Würde und Sensibilität in der Liebe zu einem weißen Mädchen. Er sitzt gut zu Pferde, bewahrt Haltung und bekommt sogar zärtlichen Glanz in die Augen, wenn er Tecumsehs Gefühlen Ausdruck verleiht«, schrieb eine Zeitung, als 1972 der Abenteuerfilm »Tecumseh« nach der wahren Geschichte des Shawnee-Indianerführers erschien. Es ist vielleicht der beste der zwölf Defa-Indianerfilme, in denen Gojko Mitić zwischen 1966 und 1983 auf den Leinwänden der DDR, aber auch in arabischen und afrikanischen Ländern zu sehen war. Aktuell wird er vom MDR im Rahmen einer Auswahl zu Mitić’ 85. Geburtstag ausgestrahlt. Die Indianerrollen prägten sein Image, doch sind auch andere Filme mit ihm sehenswert, etwa »Zweite Liebe – ehrenamtlich« (1977), in dem er neben seiner zeitweiligen Lebenspartnerin Renate Blume einen Sportlehrer spielt. Ein solcher wollte der junge Belgrader Student ursprünglich werden. Er hielt sich mit kleinen Rollen und Stunts für Filmproduktionen aus England und Italien, bald auch für die »Winnetou«-Filme, über Wasser, ehe er 1965 für die Defa entdeckt wurde.

Mitić wurde zum Überflieger. Er übernahm bei gefährlichen Filmaufnahmen gelegentlich die Kamera, führte Regie, moderierte und sang. Sein Engagement auf Freilichtbühnen der DDR (»Spartacus«, »Rinaldo Rinaldini«) setzte er in Bad Segeberg fort, als sich Kollege Pierre Brice als Winnetou zur Ruhe setzte und Mitić für 15 Spielzeiten übernahm. Bis 2022 hat er in fast 90 Rollen im In- und Ausland vor der Kamera gestanden, und seine zahlreichen Fans hoffen, dass er es bald wieder tut!

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