Neuer Premier soll’s richten
Von Ina Sembdner
Sudans Armeechef und De-facto-Präsident Abdel Fattah Al-Burhan setzt weiter darauf, seiner nicht gewählten Führung einen legitimen Anstrich zu geben: Am Sonnabend legte der von ihm für den Posten des Premiers dekretierte Kamil Idris seinen Amtseid ab. Einen Tag später folgte dessen Auflösung des Übergangskabinetts, wie die Sudan Tribune am Montag berichtete. Seit dem erzwungenen Abgang des letzten zivilen Premiers Abdullah Hamdok infolge der Machtübernahme durch das Militär im Oktober 2021 – angeführt von Al-Burhan und seinem damaligen Vize Mohammed Hamdan Daglo – hatte das Land keinen Regierungschef. Daglo wiederum führt mit seinen paramilitärischen RSF seit April 2023 Krieg gegen seinen früheren Verbündeten und hat Anfang des Jahres im Westen des Landes ebenfalls eine »Regierung« ausgerufen. Zehntausende wurden in den Kämpfen getötet, Millionen innerhalb Sudans und in angrenzende Staaten vertrieben.
Idris lobte in seiner ersten Ansprache die Arbeit des aufgelösten Kabinetts, insbesondere im »Krieg der Würde« gegen die RSF. An erster Stelle stehe für ihn »die nationale Sicherheit und das Ansehen des Staates durch die Beseitigung der Rebellion und aller Formen von rebellischen Milizen«. Und während der Al-Burhan-Führung von US-Seite jüngst vorgeworfen wurde, chemische Waffen eingesetzt zu haben, konzentrierte sich Idris ganz wie der De-facto-Präsident auf die ausländische Unterstützung der Miliz. Die Länder, »die diese Operationen planen, finanzieren und an ihrer Ausführung mitwirken«, sollten ins Visier genommen werden, sagte er, ohne die damit vorrangig angesprochenen Vereinigten Arabischen Emirate konkret zu benennen.
Aller Unzulänglichkeiten zum Trotz befördert die Nominierung Hoffnung in dem kriegsversehrten Land. So würdigte der Chefredakteur der sudanesischen Zeitung Al-Tajjar, Osman Mirghani, gegenüber Xinhua Idris’ »Bekenntnis zu einem umfassenden Dialog unter sudanesischer Führung«. Sollte dies gelingen, »wäre dies der erste Schritt zum Erfolg«.
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