Nachschlag: Millionen für Mundgeruch

Das waren noch Zeiten, golden waren sie in den 70ern und 80ern! Die Tresore – prall gefüllt, die Scheine stapelten sich. Die Verlagshäuser waren Trutzburgen, und ihre Reporter hätten für eine exklusive Knüllergeschichte ihre Oma verkauft. Heute ist das für die Nachgeborenen mit ihren kurzlebigen Insta-Reels und aufgeregten Twitter-Feeds nur noch schwer nachzuvollziehen. Die damalige Medienwelt macht die hier satirisch aufgezogene reale Geschichte um so grotesker: Ein umtriebiger Hansdampf vertickt Nazidevotionalien und kommt auf die Idee, sich den Inhalt von Hitlers Tagebüchern auszudenken, fälscht sie sogleich auf DDR-Schulpapier, narrt die Bosse eines großen Magazins wie auch alte Kameraden. Und in der Chefetage schwärmen sie angesichts »Blähungen« und »Mundgeruchs«, unter denen der vermeintliche Autor leidet, von dessen »menschlicher Größe«. Bis neun Millionen D-Mark für 60 Bände geflossen sind und dem Journalismus letztlich ein Bärendienst erwiesen wurde. (mme)
links & bündig gegen rechte Bünde
Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.
Mehr aus: Feuilleton
-
Kriegsertüchtigt – Wir sind wieder wehr
vom 27.05.2025 -
Das Versprechen
vom 27.05.2025 -
Vorschlag
vom 27.05.2025 -
Eine kalte Welt
vom 27.05.2025 -
Das Blumenwunder (1926)
vom 27.05.2025 -
Wie von Geisterhand
vom 27.05.2025