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Aus: Ausgabe vom 27.05.2025, Seite 14 / Feuilleton

Nachschlag: Millionen für Mundgeruch

Schtonk | So., 20.15 Uhr, Arte
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Da verschwimmen die Rollen: Götz George als Reporter Hermann Willié, mit Akzent auf dem e

Das waren noch Zeiten, golden waren sie in den 70ern und 80ern! Die Tresore – prall gefüllt, die Scheine stapelten sich. Die Verlagshäuser waren Trutzburgen, und ihre Reporter hätten für eine exklusive Knüllergeschichte ihre Oma verkauft. Heute ist das für die Nachgeborenen mit ihren kurzlebigen Insta-Reels und aufgeregten Twitter-Feeds nur noch schwer nachzuvollziehen. Die damalige Medienwelt macht die hier satirisch aufgezogene reale Geschichte um so grotesker: Ein umtriebiger Hansdampf vertickt Nazi­devotionalien und kommt auf die Idee, sich den Inhalt von Hitlers Tagebüchern auszudenken, fälscht sie sogleich auf DDR-Schulpapier, narrt die Bosse eines großen Magazins wie auch alte Kameraden. Und in der Chefetage schwärmen sie angesichts »Blähungen« und »Mundgeruchs«, unter denen der vermeintliche Autor leidet, von dessen »menschlicher Größe«. Bis neun Millionen D-Mark für 60 Bände geflossen sind und dem Journalismus letztlich ein Bärendienst erwiesen ­wurde. (mme)

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