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Aus: Ausgabe vom 27.05.2025, Seite 11 / Feuilleton
Film

Marcel Ophüls gestorben

Der französisch-US-amerikanische Dokumentarfilmer Marcel Ophüls ist tot. Ophüls starb am Sonnabend im Alter von 97 Jahren in Südfrankreich, wie Ophüls’ Enkel der dpa bestätigte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Hundert Jahre ohne Krieg. Das Münchner Abkommen« und »Hotel Terminus. Zeit und Leben des Klaus Barbie«.

Ophüls wurde am 1. November 1927 als Sohn des berühmten Filmemachers Max Ophüls und der Schauspielerin Hilde Wall in Frankfurt am Main geboren. 1933 floh er mit seiner Familie aus Nazideutschland nach Frankreich, später floh die Familie weiter in die USA. Nach dem Krieg drehte Ophüls zunächst Spielfilme, kam in den 60er Jahren dann aber zum Dokumentarfilm.

Erstmals für Aufsehen sorgte er 1967 mit einer Doku über das Münchner Abkommen von 1938, die er für das französische Fernsehen drehte. Danach begann Ophüls über die deutsche Besetzung Frankreichs während des Zweiten Weltkriegs zu arbeiten und sorgte damit erneut für Aufsehen. Zwischen 1968 und 1971 arbeitete er fürs deutsche Fernsehen und stellte dort »Das Haus nebenan. Chronik einer französischen Stadt im Krieg« fertig, eine Doku über das Regime von General Pétain, der von der Stadt Vichy aus mit den Nazis kollaborierte.

In dem Film räumte er mit der Nachkriegslegende des einträchtigen Widerstands gegen die Nazis auf. Das französische Fernsehen lehnte es ab, den Film zu zeigen. Erst Anfang der 80er Jahre durfte er ausgestrahlt werden. 1989 wurde der Regisseur für »Hotel Terminus. Zeit und Leben des Klaus Barbie« mit einem Oscar für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet. Filmisch beschäftigte er sich auch mit dem Fall der Berliner Mauer und internationalen Kriegsberichterstattern in Sarajevo im Balkankrieg 1994. Ophüls, der seinen ganz eigenen Stil entwickelt hatte, drehte noch bis ins hohe Alter Filme. (dpa/jW)

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