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Aus: Ausgabe vom 22.05.2025, Seite 1 / Inland
Einwanderungspolitik

Migranten zahlen mehr fürs Wohnen

Menschen mit Einwanderungsgeschichte erleben strukturelle Benachteiligung auch bei der Miete
Von David Maiwald
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Wohin das Auge blickt: Migranten verdienen weniger, arbeiten und leben zu schlechteren Bedingungen

Spaltung in allen Lebensbereichen: Migranten arbeiten zu schlechteren Bedingungen für weniger Lohn. Sie erhalten dadurch weniger Rente. Und sie zahlen auch noch mehr Miete: Neun Prozent sind es im Schnitt, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Bei Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit habe der Mikrozensus 2022 eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 7,75 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche erfasst, »bei Deutschen im Schnitt 7,08 Euro pro Quadratmeter«, erklärte die Behörde. Auch bei gleicher Wohndauer zahlen Migranten durchweg mehr für ihre Wohnungen. Bei kurzer (unter einem Jahr, plus 3,5 Prozent) wie bei langer Wohndauer (20 Jahre oder länger, plus 9,1 Prozent).

Die Erklärung der Wiesbadener Statistiker: Migranten leben in kleineren Wohnungen. So hätten 25 Prozent von ihnen im Jahr 2022 in Wohnungen mit weniger als 60 Quadratmetern Wohnfläche gelebt, »bei Deutschen waren es nur knapp jede und jeder Achte (12 Prozent)«. Für Haushalte in Wohnungen unter 60 Quadratmeter lag die durchschnittliche Nettokaltmiete demnach bei durchschnittlich gut acht Euro und damit 15,6 Prozent höher »als bei Haushalten in Wohnungen mit 60 oder mehr Quadratmetern (6,93 Euro)«. Während Haushalte von Migranten im Schnitt auf 85,7 Quadratmetern lebten, waren es »bei Deutschen im Schnitt Wohnungen mit einer Wohnfläche von 109,6 Quadratmetern«, mehr als ein Fünftel mehr Fläche.

Die vom Statistischen Bundesamt angegebene Höhe der durchschnittlichen Nettokaltmiete entspricht jener des öffentlich geförderten Wohnungsbestands in Berlin im Jahr 2023. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Mieten in den tatsächlich aktuell neu abgeschlossenen Mietverträgen deutlich höher liegen. Denn die Angebotsmieten auf dem übrigen Wohnungsmarkt waren, um beim Berliner Beispiel zu bleiben, zur selben Zeit statistisch gesehen mehr als doppelt so hoch. Es ist anzunehmen, dass die finanzielle Belastung für Migranten also noch deutlich höher liegt, als nun von der Behörde nachgewiesen.

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