Nachschlag: Verzückung

So eine Papstwahl findet nicht jeden Tag statt. Das Ritual in der Sixtinischen Kapelle allein ist – spätestens seit dem Thriller »Konklave« – schon Ereignis genug. Auf dem Petersplatz in Rom wartete die Menge gespannt auf den »weißen Rauch«. Als der dann aufstieg, war die Begeisterung unter den Gläubigen groß. Das hat offenbar auch die Journalisten der ARD mitgerissen – aus »Tagesschau extra« (Start 18.11 Uhr), »Tagesschau« und »Brennpunkt« (Ende 20.30 Uhr) wurde eine mehr als zweistündige Dauerwerbesendung mit den stets gleichen Gesichtern. Glaube, Liebe, Hoffnung – dieser katholische Dreisatz schien an diesem Nachmittag alle zu vereinen. Das Zuschauen wurde über die Zeit zu einer Meditation über die Lichtverhältnisse an diesem Frühlingsabend in Rom. Mal im eher bläulichen, mal im warmen gelben Licht erstrahlte die vom Florentiner Künstler Michelangelo gestaltete Kuppel des Petersdoms. Dazu gesellte sich die Melancholie des Atheisten, der zwar hoffen, aber nicht glauben darf. (mis)
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Heinrich H. aus Stadum (9. Mai 2025 um 20:58 Uhr)Wenn einer schon meint, sich als Atheisten bezeichnen zu müssen, dann sollte er wenigstens den Versuch machen, herauszufinden, was er glauben muss und was er wissen kann. Dass es keinen Gott gibt, kann er nämlich sowenig beweisen wie die, die behaupten, es gäbe einen (Empfehlung also: Agnostizismus). Brauchbare Basis: Ein Gott ist keine Denknotwendigkeit, insbesondere keiner, dessen Wille geschehe. Wer an Liebe und Hoffnung in der Kirche galubt, ist selber schuld.
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Franz S. (12. Mai 2025 um 11:26 Uhr)»Dass es keinen Gott gibt, kann er nämlich sowenig beweisen wie die, die behaupten, es gäbe einen (Empfehlung also: Agnostizismus)«. Das erinnert mich an die trickreiche Behauptung des DKP (!)-Philosophen Thomas Metscher in einem Telepolis-Interview vom 19. Mai 2019: »Gott ist so wenig beweisbar wie Nicht-Gott«. Darauf schrieb ein Leser: »Nicht-Gott nicht beweisbar? Mag sein, aber bisher ist es so, dass derjenige, der eine Hypothese aufstellt, diese Hypothese auch beweisen muss. Das gilt insbesondere für solch absurde Hypothese wie die der Existenz eines unsichtbaren, nicht empirisch erfahrbaren, allmächtigen, allwissenden, grundgütigen Weltenlenker, dessen Wirken ebenfalls weder direkt noch indirekt nachweisbar ist und, so nebenbei, gegen jede Vernunft ist. Sollte dieses Prinzip der Beweisbarkeit nicht mehr gelten, so kann jeder jeden Unfug behaupten, z. B. dass es Kobolde gibt. Oder das berühmte unsichtbare, rosa Einhorn. Religion ist Seelentröster für schlichte Gemüter.«
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