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Aus: Ausgabe vom 09.05.2025, Seite 7 / Ausland
Konflikt im Nahen Osten

US-Präsident auf Tournee am Golf

Auch diesmal führt Donald Trumps erster offizieller Staatsbesuch nach Saudi-Arabien
Von Knut Mellenthin
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Hauptsache, die Saudis schwemmen wieder Milliarden in die Staatskasse: US-Präsident Trump bei Kronprinz Mohammed bin Salman (Riad, 20.5.2017)

Donald Trump wird in der kommenden Woche die Hauptstädte Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katars besuchen. Es ist die erste offizielle Auslandsreise des US-Präsidenten seit Beginn seiner zweiten Amtszeit im Januar. Trump knüpft damit an sein vorhergehendes Mandat an: Dieses hatte er im Mai 2017 ebenfalls mit einem Besuch in Riad begonnen, wo zu seinen Ehren ein Gipfeltreffen arrangiert worden war, an dem Regierungschefs und Staatsoberhäupter aus 55 islamischen Ländern teilnahmen.

Frühere Präsidenten hatten die Reihe ihrer offiziellen Auslandsreisen vorzugsweise in Großbritannien als historisch engstem Verbündeten der USA oder in den Nachbarländern Kanada oder Mexiko gestartet. Trumps Entscheidung für Saudi-Arabien war vermutlich schon 2017 durch die Zusage von Investitionen und Käufen in Höhe von mehreren hundert Milliarden US-Dollar erleichtert worden. Als er jetzt am 7. März bekanntgab, die Reihe erneut in Riad zu eröffnen, scherzte Trump in der für ihn typischen Art, die alles für käuflich erklärt: »Ich habe gesagt, ich komme, wenn ihr eine Billion Dollar an amerikanische Firmen zahlt, und sie haben zugestimmt, das zu tun.«

Es passt in diesen Zusammenhang, dass der US-Präsident mit einem großen Gefolge von Milliardären und Managern anreisen wird. Elon Musk, Mark Zuckerberg und Blackrock-Chef Larry Fink werden auf den ersten Plätzen genannt. Es folgen mehr als ein Dutzend Namen der Generaldirektoren führender Unternehmen wie Sam Altman (Open AI), Jane Fraser (Citigroup) und Kelly Ortberg (Boeing). Auch Finanzminister Scott Bessent, Handelsminister Howard Lutnick und Trumps oberster KI-Beauftragter David Sacks gehören zur Truppe. Sie alle werden am Dienstag am »Saudi-US Investment Forum« teilnehmen, das schon jetzt als »MAGA in the desert« bezeichnet wird. Eine große Zahl von Vereinbarungen über Käufe, Investitionen und Kooperationen scheint gesichert.

Trump wird indes am selben Tag in Riad bilaterale Begegnungen mit Kronprinz Mohammed bin Salman, dem mächtigsten Mann des Landes, und anderen saudischen Politikern absolvieren. Am Mittwoch will der US-Präsident an einem Gipfeltreffen des Golfkooperationsrats teilnehmen. Mitglieder sind neben Saudi-Arabien auch die VAE, Katar, Bahrain, Kuwait und Oman. Am selben Tag soll Trump nach Doha (Katar) weiterfliegen und am Donnerstag die Reise in Abu Dhabi (VAE) abschließen.

Noch vor dem Start will Trump, wie er am Dienstag rätselhaft andeutete, »eine große Bekanntgabe machen«, die »sehr positiv« und seit vielen Jahren eine der wichtigsten zu einem sehr bedeutenden Thema sein werde. Das könne am Donnerstag oder Freitag geschehen oder Anfang kommender Woche. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang zu einer anderen Ankündigung: Trumps Sondergesandter für Krisengespräche, Steve Witkoff, versprach am Montag bei einem Empfang in der israelischen Botschaft in Washington: »Sehr bald erwarten wir, viele Bekanntmachungen zu hören, die mit der Ausweitung der ›Abraham-Akkorde‹ in Verbindung stehen.« Gemeint sind die Normalisierungsabkommen Israels mit den VAE, Bahrain, Marokko und Sudan, die Trump 2020 in den letzten Monaten seiner ersten Amtszeit vermittelte. In der Zwischenzeit hat sich Sudan aufgrund seiner inneren Turbulenzen aus dem Quintett verabschiedet.

Real sind zur Zeit aber keine Anzeichen bekannt, dass auch nur ein einziges islamisches Land, das nicht ohnehin diplomatische Beziehungen mit Israel hat, solche herstellen will.

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