Gegründet 1947 Freitag, 9. Mai 2025, Nr. 107
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Aus: Ausgabe vom 09.05.2025, Seite 1 / Ausland
Kaschmir-Konflikt

Luftangriffe bis Lahore und Karatschi

Indisch-pakistanischer Konflikt um das geteilte Kaschmir weitet sich immer mehr aus
Von Thomas Berger
2025-05-07T171102Z_1192994246_RC20DEA1NH02_RTRMADP_3_INDIA-PAKIS
Das Drehbuch ist bekannt: Beschossen werden »Terrorzentralen«, getroffen wird zivile Infrastruktur (Lahore, 7.5.2025)

In einer weiteren Eskalationsstufe des indisch-pakistanischen Konflikts nach dem Terrorakt mit 26 Todesopfern am 22. April im indischen Teil Kaschmirs hat Indien in der Nacht auf Donnerstag erneute Luftangriffe durchgeführt – anders als am Vortag bis tief ins pakistanische Kernland. Betroffen waren laut Pakistans Armeesprecher Ahmed Sharif Chaudhry unter anderem die beiden größten Metropolen Karatschi und Lahore – dort soll ein Flugabwehrsystem zerstört worden sein – sowie die der Hauptstadt Islamabad benachbarte Garnisonsstadt Rawalpindi. Schon am Vortag war der Luftraum zeitweise geschlossen. Einzelne Airlines verkündeten inzwischen, Pakistan vorerst nicht mehr anzusteuern.

25 indische Drohnen wurden abgeschossen, hieß es. Hersteller der bewaffneten Fluggeräte vom Typ »Harop« ist eine Tochter der Israel Aerospace Industries (IAI). Indiens Verteidigungsminister Rajnath Singh sagte bei einem von der Regierung einberufenen Allparteientreffen, im Rahmen der »Operation Sindoor« habe man inzwischen 100 »Terroristen« getötet und neun »Terrorcamps« zerstört. Ob es sich bei Trümmerteilen, die am Stadtrand von Amritsar im indischen Bundesstaat Punjab gefunden wurden, um Überreste einer pakistanischen Rakete handelt, war zunächst unklar. Die Anwohner waren in der Nacht aufgeschreckt worden, temporär fiel ringsum der Strom aus, so die Hindustan Times. Delhi hat den Nachbarn vor Vergeltungsschlägen gewarnt – solche hat Pakistans Premier Shehbaz Sharif aber für die mindestens 31 Toten angekündigt.

Von »zielgenauen und angemessenen Reaktionen«, um terroristische Infrastruktur zu zerstören, sprach derweil Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar (BJP) beim Treffen mit seinem iranischen Amtskollegen ­Seyed Abbas Aragtschi am Donnerstag. Der Iran versucht wie andere Länder mäßigend auf die beiden Atommächte einzuwirken, die »auf der Rasierklinge balancieren, nur einen Schritt von der Katastrophe entfernt«, wie es die Zeitung Dawn formulierte. Selbst US-Präsident Donald Trump zeigte sich besorgt, eine UN-Sprecherin rief erneut zur Deeskalation auf.

links & bündig gegen rechte Bünde

Jetzt den kostenlosen jW-Newsletter abonnieren – täglich das Beste aus der Tageszeitung junge Welt, direkt in Ihr Postfach. Ihre E-Mail-Adresse wird natürlich niemals an Dritte weitergegeben.