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Aus: Ausgabe vom 03.05.2025, Seite 10 / Feuilleton
Bildende Kunst

Kiefers Kindheit

Der Künstler Anselm Kiefer (80) hat sein Elternhaus in Rastatt so umbauen lassen, wie er es in seiner Kindheit von 1951 bis 1957 erlebt hat. Nach Angaben einer Sprecherin wurden eine Terrasse auf einem Anbau entfernt und zwei einst zugemauerte Fenster wieder dort eingefügt, wo sie früher waren. Im Innern seien Balken und Strohdecken saniert, alte Fensterläden, Türen, Türschwellen und die Holztreppe restauriert worden. Die Arbeiter hätten Heizkörper, Teppiche und künstliche Bodenbeläge herausgenommen, um ein Massivholzparkett zu verlegen, das dem damaligen entspreche.

Nun können Interessierte das Haus Kiefer freitags und sonnabends besuchen. Zur Eröffnung vor wenigen Tagen kam der Bildhauer und Maler persönlich in seine alte Heimat. Er gilt als einer der wohlhabendsten zeitgenössischen Künstler.

Die Eröffnungsausstellung zeigt Werke aus den 70er und 80er Jahren, von denen einige etwa im Centre Pompidou in Paris, in der Royal Academy of Arts in London und im Israel-Museum in Jerusalem zu sehen waren. »In diesen frühen Werken sind zentrale Themenkreise angelegt, die im künstlerischen Œuvre von Anselm Kiefer bis heute immer wieder aufgegriffen und weiterentwickelt wurden: Landschaft, Geschichte, Mythologie und Poesie, im besonderen Gedichte von Paul Celan, Victor Hugo und Walther von der Vogelweide«, heißt es in einer Mitteilung.

Kiefer besuchte der Sprecherin zufolge vor Jahren das Haus mit Wim Wenders. Der Regisseur sei vom Gebäude und seiner Nähe zum Rhein so angetan gewesen, dass er im Kinderzimmer von Anselm Kiefer und am Rheinufer Szenen für seinen Film »Anselm – Das Rauschen der Zeit« (2023) drehte. Der Rhein bei Ottersdorf und der Auenwald seien wichtige Bezugspunkte gewesen, berichtete Kiefer nun der dpa. »Vom Haus aus war der Rhein zu Fuß in einer halben Stunde erreichbar. Ich bin dort in meiner Kindheit sehr viel Fahrrad gefahren und geschwommen.« (dpa/jW)

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