Streik an der Charité geht weiter
Von Gudrun Giese
Die Auswirkungen des Arbeitskampfs der Servicekräfte an der Berliner Charité werden größer: »ab heute (…) bis einschließlich 8. Mai sind die gastronomischen Einrichtungen der Mitarbeitendenverpflegung streikbedingt geschlossen«, hieß es in einer Mail an die Beschäftigten des Krankenhauses vom 30. April, die jW vorliegt. Und das wird nicht die einzige Einschränkung sein. Schließlich arbeiten bei der Servicegesellschaft Charité Facility Management (CFM) auch Kollegen in den Bereichen Medizintechnik, Krankentransport, Pflege der Außenanlagen, Reinigung sowie Sicherheit. Sie wollen endlich den gleichen Lohn erhalten wie ihre Kollegen, die bei der Charité direkt angestellt sind.
Das CFM-Management hatte in den Tarifverhandlungen kurz zuvor zwar erstmals konkrete Angebote vorgelegt, aber unzureichende. Deshalb wird nun weitergestreikt. Vorerst bis zum 8. Mai. Am 15. Mai soll weiterverhandelt werden. Für 3.200 der 3.500 CFM-Beschäftigten fordert die Tarifkommission eine Bezahlung nach dem an der Charité geltenden Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD). Die Geschäftsleitung der Charité-Tochter CFM offerierte nur eine sich über drei Jahre erstreckende Entgelterhöhung von insgesamt 18 Prozent. Damit blieben die im Tochterunternehmen arbeitenden Menschen weiter unter dem Einkommensniveau ihrer Charité-Kollegen.
Kritikpunkt an den Vorschlägen der CFM-Geschäftsleitung bleibe die fehlende Bereitschaft, »die Beschäftigten nach der gleichen Systematik und den gleichen Tabellen wie an der Charité zu bezahlen«, erklärte Verdi am Mittwoch. Das gelte auch für manteltarifvertragliche Regelungen, wie denen von Zuschlägen bei Überstunden und Schichtarbeit sowie für die freie Arztwahl bei betriebsärztlichen Untersuchungen. Die Verdi-Tarifkommission hätte angeboten, »in einem Stufenplan die schrittweise Angleichung von Entgelthöhe, Entgeltsystematik und Mantelregelungen an den an der Charité gültigen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bei der CFM zu vollziehen«. Auf diesem Weg könnten innerhalb von drei Jahren Niveau und System des TVöD erreicht werden.
Dieser Vorschlag klinge wie ein technisches Detail, sei aber hochpolitisch, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Gisela Neunhöffer. »Der von Verdi skizzierte Weg ermöglicht eine Perspektive der Gleichbehandlung, selbst wenn diese im ersten Schritt nicht erreicht wird.« Das entspreche der Zusage, die Berliner CDU und SPD in ihrem Koalitionsvertrag gegeben hätten. Die Geschäftsleitung des Charité-Tochterunternehmens wolle hingegen die Beschäftigten »grundsätzlich nach einem anderen System schlechter« bezahlen als die der Charité und auf diesem Weg die Belegschaft dauerhaft spalten. Damit stelle sie sich gegen die politischen Zusagen ihres Eigentümers, des Berliner Senats, so Neunhöffer. »Wir, die am niedrigsten bezahlten Beschäftigten im Leuchtturm Charité, sollen weiterhin die Zeche für die verfehlte Krankenhausfinanzierung zahlen«, kritisierte Sven Kramer, Betriebstechniker bei der CFM und Mitglied der Tarifkommission. Die politisch Verantwortlichen im Senat dürften sich nicht hinter finanziellen »Argumenten« verstecken.
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