Jobabbau und kaum Profit
Von Klaus Fischer
Es war eine von vielen Nachrichten in der abgelaufenen Woche: Thyssen-Krupp macht das Federnwerk seiner Automotive-Sparte in Hagen dicht. Laut einem Bericht der von wa.de (Mediengruppe Westfälischer Anzeiger) am Freitag stehen in den kommenden zwei Jahren dort 300 Arbeitsplätze vor der Vernichtung. Es soll laut Konzern »sozialverträglich« zugehen.
Der ohnehin in einer Krise steckende Technologiekonzern (u. a. Stahlsparte) will den »Produktionsstandort Hagen-Hohenlimburg zurückfahren«, hieß es weiter. Als Hauptgründe für den geplanten Jobabbau nennt Thyssen-Krupp die schwache Automobilkonjunktur, hohe Energiepreise und Lohnkosten. Der Standort sei nicht mehr »wettbewerbsfähig«. Nicht zuletzt die undurchsichtige handelspolitische Lage durch die US-amerikanischen Zollerhöhungen seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump verschärfe die Situation zusätzlich.
Der Thyssen-Krupp-Schritt kommt nicht unerwartet. Nahezu alle wichtigen Zulieferer der Branche haben seit mehr als einem Jahr den Rückwärtsgang eingelegt. Großkonzerne wie Bosch, Schaeffler, Continental oder ZF hatten bereits im vergangenen Jahr drastische Einschnitte in ihrer Produktionsbasis angekündigt. Im Schatten der Berichterstattung über die diese Riesen sterben zudem viele kleine und mittlere Betriebe. Hagen ist nur ein Beispiel dafür.
Die genannten Gründe sind nicht aus der Luft gegriffen. Autobau Made in Germany ist seit der Energiekrise (hauptsächlich dem »Russland-Feldzug« der deutschen Politik und dem »Verzicht« auf russische Energieträger geschuldet) international immer weniger konkurrenzfähig. Das führte zudem dazu, dass die Wirtschaftsleistung in den vergangenen zwei Jahren schrumpfte und auch für das laufende Jahr stehen die Zeichen auf Rezession.
Darauf deuten auch die Zahlen von zwei der drei deutschen Automobilmultis, Mercedes-Benz und Volkswagen. Beide mussten zu Jahresbeginn schmerzhafte Profitrückgänge einräumen. Und das trotz gefühlter Erfolge: »Der Auftragseingang in Westeuropa ist deutlich gestiegen«, verkündete VW-Finanzvorstand Arno Antlitz am Mittwoch. Und setzte hinzu: »Unsere Auftragsbücher füllen sich schnell«. So habe sich der Absatz rein elektrischer Pkw mehr als verdoppelt. Auch der Umsatz des weltweit zweitgrößten Autobauers stieg um 2,8 Prozent auf 77,6 Milliarden Euro.
Bedauerlich für Konzern und Anteilseigner ist nur, dass trotz dieser Erfolgsmeldungen der Nettogewinn im Jahresvergleich um 40,6 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro eingebrochen ist. Der Erfolg der rein elektrisch angetriebenen Autos – die Mainstreammedien sprachen und schrieben gar von einer Kehrtwende – habe das Ergebnis aber zugleich belastet: »Eine operative Marge von rund vier Prozent zeigt deutlich, dass noch eine Menge Arbeit vor uns liegt«, zitierte die Nachrichtenagentur AFP den VW-Finanzchef. Übersetzt: Wer schöne und teure Autos baut, muss sie auch auf dem Weltmarkt absetzen können – und das gewinnbringender als die Konkurrenz.
Mercedes beklagte neben einem ebenfalls deutlichen Gewinnrückgang von 42,8 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro zugleich geringere Verkaufszahlen. Der Konzern verzeichnete in den ersten drei Monaten 2025 einen Umsatzrückgang von rund 7,4 Prozent auf 33,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag laut Unternehmensangaben mit rund 2,3 Milliarden Euro fast 41 Prozent unter dem Vorjahr. Betroffen waren neben der Pkw- auch die Lieferwagensparte. Und die wohl unerfreulichste Nachricht für Kapitaleigner: Die Umsatzrendite sank um 1,7 Prozentpunkte auf jetzt 7,3 Prozent.
Für Volkswagen und Co. dürfte es kein Trost sein, dass andere westeuropäische Konzerne ebenfalls mit Problemen zu kämpfen haben. So nahm der Patchwork-Multi Stellantis (Fiat, Peugeot-Citroen, Opel und Chrysler) mit Sitz in den Niederlanden am Mittwoch wegen der US-Zölle seine Jahresprognose zurück. Der Umsatz des Autobauers war dem Konzern zufolge im ersten Quartal um 14 Prozent auf 35,8 Milliarden Euro eingebrochen.
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