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Aus: Ausgabe vom 12.11.2019, Seite 11 / Feuilleton
Sexualisierte Gewalt

Der Vorfall

Wenige Tage vor der Premiere seines jüngsten Films sind gegen Roman Polanski (86) neue Vergewaltigungsvorwürfe öffentlich geworden. Die französische Schauspielerin und Fotografin Valentine Monnier beschuldigt in einem Medienbericht den polnisch-französischen Regisseur (»Der Pianist«), sie 1975 als 18jährige in der Schweiz vergewaltigt zu haben. Polanski weist die Anschuldigungen zurück.

Wie die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag unter Berufung auf Polanskis Anwalt Hervé Temime berichtete, erwägt der Regisseur juristische Maßnahmen gegen die Veröffentlichung dieser Aussagen. Der Vorfall sei verjährt und der Justiz nie zur Kenntnis gebracht worden, erklärte Temime zuvor auch der Tageszeitung Le Parisien, die die Enthüllungen von Monnier am Freitag veröffentlicht hatte.

In der Tageszeitung beschreibt die heute 63jährige detailliert den Vorfall. Sie sei der Einladung einer Bekannten von ihr in das Chalet von Polanski in Gstaad gefolgt. Bereits am Skilift hätte er ihr ein sexuelles Angebot gemacht, erzählte sie. Wieder zurück im Chalet hätte er sie in sein Stockwerk gerufen und nackt empfangen. Er sei extrem gewalttätig gewesen, habe sie geschlagen, bis sie aufgegeben habe. In Briefen hatte sich Monnier in den vergangenen zwei Jahren auch an mehrere Instanzen und Personen gewandt, darunter die französische Präsidentengattin Brigitte Macron. Deren Büro bestätigte der AFP am Samstag die Existenz zweier Briefe.

Polanskis Film »J’accuse« kommt an diesem Mittwoch in die französischen Kinos. Das Drama handelt von dem jüdischen französischen Offizier Alfred Dreyfus, der 1894 in Paris zu Unrecht wegen angeblichem Landesverrat verurteilt wurde. Die Produktion des Films kostete 20 Millionen Euro, Polanski wurde dafür auf dem diesjährigen Filmfestival in Venedig mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet. (dpa/jW)

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