Nachschlag: Koloniale Tradition

Das sind wieder einmal atemberaubende Aufnahmen, die in der neuen Folge von »Terra X« über »Kamerun: Ganz Afrika im kleinen« geboten werden. Aber soll das wirklich »ganz Afrika« sein? Wer würde umgekehrt Deutschland als Heimat diverser Wildtiere präsentieren, die durch die in Europa fraglos noch weitaus größere »Überbevölkerung« in Existenznot gerieten, wobei aber Menschen allenfalls am Rande gezeigt würden? Und wenn Weltenbummler Dirk Steffens aus Sorge um die kamerunischen Naturwunder zur Vernunft aufruft: Es waren ganz gewiss nicht Afrikaner, die die Welt in die Umweltkatastrophe geführt haben, sondern Europäer in ihrer maßlosen Gier und Verblendung. Oder, um präzise zu sein: die Herrschaft des Kapitals. Aber so was gehört natürlich nicht in eine Naturdokumentation am Sonntagabend, geschweige denn eine Erwähnung der Geschichte des Kolonialismus. In dessen unseliger Tradition aber stehen viele auf den ersten Blick so harmlose Filme über das Tierleben auf dem »schwarzen Kontinent«. (jt)
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