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Aus: Ausgabe vom 05.06.2019, Seite 10 / Feuilleton
Medien

Die Freiheit nehm’ ich mir

Die deutsche Autorin Marie Sophie Hingst bekommt den Titel »Bloggerin des Jahres 2017« aberkannt, weil sie für sich eine jüdische Familiengeschichte erfunden haben soll. Man habe sie um eine Stellungnahme gebeten, erklärte das Netzwerk Goldene Blogger am Montag: »Mit der aktuellen Informationslage sehen wir uns gezwungen, den Preis abzuerkennen.« Dem Spiegel zufolge soll die in Irland lebende Historikerin Hingst sowohl in ihrem Blog »Read on my dear, read on« als auch gegenüber dem Archiv der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem falsche Angaben über ihre Abstammung gemacht haben. Über einen Anwalt ließ die 31 Jahre alte Bloggerin dem Nachrichtenmagazin zufolge mitteilen, dass die Texte ihres Blogs, der am Wochenende nicht mehr erreichbar war, »ein erhebliches Maß an künstlerischer Freiheit für sich in Anspruch« nähmen. Es handele sich um Literatur, nicht um Journalismus oder Geschichtsschreibung. Nach Spiegel-Recherchen hat Hingst in Wirklichkeit keine nähere jüdische Verwandtschaft – obwohl sie in ihrem Blog und auch in Vorträgen immer wieder davon berichtet hatte. Außerdem habe sie bei der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit dem Einreichen von sogenannten Gedenk- oder Opferbögen zu 22 angeblichen Verwandten den Eindruck erweckt, große Teile ihrer Familie seien im Holocaust umgekommen. Dort laufen nun Prüfungen. (dpa/jW)

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