Leserbrief zum Artikel Zukunft der Linkspartei: »Partei muss Klassenfrage ernst nehmen«
vom 12.09.2020:
Neue Mauer
Ich bin aus der Generation Basisgruppe, 68er. Für alle, denen der Begriff Basisgruppe nichts sagt: eine bunte Mischung aus Künstlern, Sozialisten, Kommunisten, Hippies, Anarchisten, Arbeitern und Lehrlingen sowie Studenten, die Klassenkampf in die Westberliner Bezirke (auch Außenbezirke) trugen und die in heruntergekommenen Läden oder Abbruchhäusern politisch arbeiteten oder Bildungsveranstaltungen durchführten. Es ging um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, auch für »Gastarbeiter«, Schüler- und Lehrlinge, später zusätzlich um Mietrecht und Häuserkampf. In den 80er Jahren zogen im Tross der Grünen die akademisch Gebildeten in die Hochschulen und Parlamente, waren mit wenigen Ausnahmen für die von unten an der Werkbank nicht mehr erreichbar. Die letzten Volksaufstände in BRD-Deutschland waren zuvor die massiven Hausbesetzungen und die Friedensbewegung der 80er Jahre, und die lagen lange zurück. Die Linke litt unter der Rote-Socken-Kampagne und unter »Stasi-Image«, im Westen jedenfalls.
Was unter Schröder/Fischer/Trittin/Roth/Nouripur und Özdemir folgte, waren eine neue Mauer zwischen Armut und Mittelstand und immer mehr Kriegsschauplätze. Die heutigen Armen tragen das Etikett Künstlerinnen und Künstler und fürchten nichts mehr, als mit dem Hartzer Lumpenproletariat im gleichen Boot zu sitzen. Das sind Klub- oder Gasthausbesitzer, Messebauer, Konzertveranstalter, Eventmanager mit Produktionsmittel- oder Wohneigentum teils in Millionenhöhe. Hinter ihnen ist die Mauer fest geschlossen. Ein armer Promi im 220 Quadratmeter Loft jammert medienöffentlich talentierter und erfolgreicher als jene Hartzer mit zwei Kindern in einer heruntergekommenen 85-Quadratmeter-Wohnung und regelmäßigen Schrank-, Konto- oder Postkontrollen. Wenn ich anspreche, dass Versammlungen in Gaststätten zu besuchen nicht möglich ist bei Getränkepreisen um drei Euro, will man das bei Grünen und Linken nicht wahrnehmen, wie auch den Hinweis auf unbezahlbare Fahrtkosten von Euro 3,85 bis 8,25 pro Fahrt. Mit dem Baden-Württemberg-Ticket 24 Euro ...
Was unter Schröder/Fischer/Trittin/Roth/Nouripur und Özdemir folgte, waren eine neue Mauer zwischen Armut und Mittelstand und immer mehr Kriegsschauplätze. Die heutigen Armen tragen das Etikett Künstlerinnen und Künstler und fürchten nichts mehr, als mit dem Hartzer Lumpenproletariat im gleichen Boot zu sitzen. Das sind Klub- oder Gasthausbesitzer, Messebauer, Konzertveranstalter, Eventmanager mit Produktionsmittel- oder Wohneigentum teils in Millionenhöhe. Hinter ihnen ist die Mauer fest geschlossen. Ein armer Promi im 220 Quadratmeter Loft jammert medienöffentlich talentierter und erfolgreicher als jene Hartzer mit zwei Kindern in einer heruntergekommenen 85-Quadratmeter-Wohnung und regelmäßigen Schrank-, Konto- oder Postkontrollen. Wenn ich anspreche, dass Versammlungen in Gaststätten zu besuchen nicht möglich ist bei Getränkepreisen um drei Euro, will man das bei Grünen und Linken nicht wahrnehmen, wie auch den Hinweis auf unbezahlbare Fahrtkosten von Euro 3,85 bis 8,25 pro Fahrt. Mit dem Baden-Württemberg-Ticket 24 Euro ...