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Leserbrief zum Artikel Zukunft der Linkspartei: »Partei muss Klassenfrage ernst nehmen« vom 12.09.2020:

Zum Leserbrief von Alexander Klinger

Zwei Anmerkungen zum Lesebrief von Herrn Alexander Klinger, Die Linke Stade: 1. Mich würde interessieren, wo Marx geschrieben haben soll, dass nur (sic!) unter der Führung der Kommunisten der Sozialismus verwirklichbar sei. Marx und Engels schrieben im »Manifest der Kommunistischen Partei«: »Die Kommunisten sind also praktisch der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien aller Länder; sie haben theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus.« (MEW Bd. 4, S. 474) Der Blick von Herrn Klinger auf Marx unterliegt meines Erachtens einem groben Missverständnis. Dass die Kommunisten derzeit diese Rolle nicht mehr wahrnehmen, beruht auf einem Komplex von Ursachen, der hier nicht auseinandergesetzt werden kann. Fakt ist, dass die Linkspartei mitnichten »der entschiedenste, immer weitertreibende Teil der Arbeiterparteien« ist, mitnichten »theoretisch vor der übrigen Masse des Proletariats die Einsicht in die Bedingungen, den Gang und die allgemeinen Resultate der proletarischen Bewegung voraus« hat. Herr Klinger sollte darüber nachdenken, warum die Linkspartei diese Aufgaben nicht erfüllt.
2. Man muss nicht zwingend Mitglied einer Partei sein, um etwas zu bewirken. Marx und Engels waren nie Mitglied einer Partei, nicht einmal der Sozialdemokratischen, obwohl sie dieser Partei, weil damals in Europa die fortschrittlichste, am nächsten standen.
Ein Wort am Schluss: Herrn Klingers Bemerkung, ein jedes Mitglied der Partei sei die Partei, erinnert mich fatal an eine ähnliche Argumentation in der SED. Nur, die SED (hier die Führung) nahm diesen ihren Grundsatz sowenig ernst wie heute der die Partei dominierende »Reformflügel« die einzelnen Mitglieder wirklich ernst nimmt. (Wenn ich von dem »Reformflügel« lese, beschleicht mich ein Unbehagen. Was an diesem Flügel ist reformerisch. Reformen gehen immer davon aus, etwas zu verbessern, während die »Reform-Linken« Zustände zementieren wollen.) (...)
Joán Ujházy
Veröffentlicht in der jungen Welt am 15.09.2020.
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