Leserbrief zum Artikel Nach Thüringer Wahldebakel: Hauptsache gegen links
vom 08.02.2020:
Ohne Dank
Wozu braucht es die endlosen Wiederholungen von Begriffen wie Tabu- oder Dammbruch. Wozu einmal mehr Heuchelei, Scheindebatten und angebliche Verwunderung über die geheiligte Demokratie. Was die bürgerliche Demokratie ihrem Wesen nach ist, wie wandelbar sie sein kann, aber auch wozu sie immer und jederzeit benutzt werden kann, bis zum gewaltsamen Machterhalt, das konnte jeder spätestens ab der achten Klasse sich in seinen Lehrbüchern erlesen. Das »Wahldebakel« Thüringen steht für diese Demokratie und nicht minder der sich selbst als »Trottel« bezeichnende Ramelow mit seinem Glauben an die Demokraten in CDU und Co. Alles Wenn und Aber, Taktieren, Rechnen, Biegen, Wenden, Anbiedern, Anpassen, Erniedrigen uvm. ändert nichts an der Tatsache, was diese Demokratie ist, in wessen Interesse sie Machtverhältnisse garantiert und zu sichern vermag, ganz legal, demokratisch und rechtsstaatlich, wie vorgeführt wurde. Wie viele Lehren muss Geschichte erteilen, ehe einmal daraus gelernt wird? (...) Es sieht nicht so aus als käme die Linke zu Besinnung und Klarheit über die Demokratie. Es fällt ihr nicht ein, mal wie Lenin die klärende Frage zu stellen: Demokratie für wen, gegen wen? (...) Der Lohn für ihr bedingungsloses Buhlen um Regierungsmacht mit DDR-Kriminalisierung, verordnetem Antikommunismus ist im Gegensatz zu AfD und Nazis nicht nur Gleichsetzung, sondern, wie zu hören, weitere Ausgrenzung von allem, was auch nur sozialistisch riecht. Die Partei Die Linke wird sich noch viel waschen müssen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 11.02.2020.