Leserbrief zum Artikel Konterrevolution: Vorhersehbarer Verrat
vom 10.01.2020:
Bewusste Irreführung
In einem reißerisch betitelten Beitrag erwähnt der Autor auch meinen Namen. Er schreibt, Christa Luft habe das von Helmut Kohl vorgelegte Konzept der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion, das der Wegbereitung des Anschlusses der DDR an die BRD nach Artikel 23 des Grundgesetzes diente, »faszinierend« und auch »wünschenswert« gefunden. Der Autor nennt wohl bewusst keine Quelle dafür, denn dann wäre der Kontext unmissverständlich (nachlesbar in meinem 1991 erschienenen und 1998 neu aufgelegten Aufbau-Taschenbuch »Zwischen WEnde und Ende«, jeweils S. 170).
Das Modrow-Kabinett war am 13./14. Februar 1990 von der Bundesregierung nach Bonn eingeladen, also wenige Tage nach Kohls öffentlicher Offerte, die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel auf die DDR zu übertragen. Anders ließen sich die Ostdeutschen nicht in der DDR halten, so der um sein politisches Überleben kämpfende Kanzler. Hunderttausende DDR-Bürgerinnen und -Bürger waren von dem Angebot fasziniert und wünschten seine rasche Realisierung. Sie glaubten irrtümlich, das am DDR-Alltag Geschätzte würde erhalten bleiben, und die konvertierbare Währung gäb’s dazu. »Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, gehn wir zu ihr«, wurde skandiert.
Auf diese Stimmung habe ich in der Bonner Diskussionsrunde Bezug genommen und dann über zu erwartende Konsequenzen gesprochen. Wörtlich: »Wie bei allen Wünschen muss das Wie, die Machbarkeit, das Schrittmaß realistisch beurteilt werden … Wir alle sind uns hoffentlich darüber im Klaren, dass die Schaffung der Währungsunion nicht nur eine Frage des Fortschritts der Wirtschaftsreformen in der DDR ist und der Installierung einiger finanzpolitischer Instrumente. Es geht vielmehr um tiefgreifende ökonomische, soziale und eigentumsrechtliche Fragen, die alle davon berührt sind … Die Bürger der DDR werden kaum einsehen, weshalb sie im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges durch Reparationsleistungen und eine aufgezwungene Wirtschaftsordnung viele Opfer bringen mussten und nun vielleicht zum zweiten Male viel verlieren werden. Das … bringt kaum weniger Sorgen und Ängste hervor als der immer noch anhaltende Weggang von Menschen, so tragisch der natürlich ist« (S. 170).
Was Gerhard Feldbauer über mich schreibt, ist diffamierend und eine bewusste Irreführung der Leserschaft, der meine kritische Position zur Verkoppelung der beiden deutschen Staaten über die Währung nicht verborgen sein kann. Fake News gibt’s schon genug, mehr brauchen wir nicht!
Das Modrow-Kabinett war am 13./14. Februar 1990 von der Bundesregierung nach Bonn eingeladen, also wenige Tage nach Kohls öffentlicher Offerte, die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel auf die DDR zu übertragen. Anders ließen sich die Ostdeutschen nicht in der DDR halten, so der um sein politisches Überleben kämpfende Kanzler. Hunderttausende DDR-Bürgerinnen und -Bürger waren von dem Angebot fasziniert und wünschten seine rasche Realisierung. Sie glaubten irrtümlich, das am DDR-Alltag Geschätzte würde erhalten bleiben, und die konvertierbare Währung gäb’s dazu. »Kommt die D-Mark, bleiben wir, kommt sie nicht, gehn wir zu ihr«, wurde skandiert.
Auf diese Stimmung habe ich in der Bonner Diskussionsrunde Bezug genommen und dann über zu erwartende Konsequenzen gesprochen. Wörtlich: »Wie bei allen Wünschen muss das Wie, die Machbarkeit, das Schrittmaß realistisch beurteilt werden … Wir alle sind uns hoffentlich darüber im Klaren, dass die Schaffung der Währungsunion nicht nur eine Frage des Fortschritts der Wirtschaftsreformen in der DDR ist und der Installierung einiger finanzpolitischer Instrumente. Es geht vielmehr um tiefgreifende ökonomische, soziale und eigentumsrechtliche Fragen, die alle davon berührt sind … Die Bürger der DDR werden kaum einsehen, weshalb sie im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges durch Reparationsleistungen und eine aufgezwungene Wirtschaftsordnung viele Opfer bringen mussten und nun vielleicht zum zweiten Male viel verlieren werden. Das … bringt kaum weniger Sorgen und Ängste hervor als der immer noch anhaltende Weggang von Menschen, so tragisch der natürlich ist« (S. 170).
Was Gerhard Feldbauer über mich schreibt, ist diffamierend und eine bewusste Irreführung der Leserschaft, der meine kritische Position zur Verkoppelung der beiden deutschen Staaten über die Währung nicht verborgen sein kann. Fake News gibt’s schon genug, mehr brauchen wir nicht!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.02.2020.